Westfalenpost: Raucher-Urteil
Hagen (ots)
<p>Es handelt sich um einen extremen Einzelfall. Die Verteidigung hat Fehler gemacht. Das Urteil könnte in der nächsten Instanz gekippt werden. Doch trotz dieser Einschränkungen ist die Düsseldorfer Raucher-Entscheidung schockierend. Wegen des Rentners, der nach 40 Jahren seine preisgünstige Wohnung verlieren soll, ohne dass überprüft wurde, ob von ihm und aus dieser wirklich eine Belästigung ausgeht. Und wegen der grundsätzlichen Bedeutung für unser Zusammenleben. Wünschenswert wäre ein von gegenseitiger Toleranz und Rücksichtnahme geprägtes Miteinander. Doch realistisch ist das nicht zu erwarten. Vielmehr steht zu befürchten, dass sich ähnliche Streitfälle häufen. </p><p/><p>Viele Jahrzehnte lang waren Nichtraucher dem Qualm schutzlos ausgeliefert. Dann rückten die Gefahren des Passivrauchens in den Fokus, und Verbote waren die Folge: in Ämtern und am Arbeitsplatz, in Taxis, Bussen und auf Bahnhöfen, in Kneipen und auf Spielplätzen. Bald in der Wohnung, auf dem Balkon, auf öffentlichen Plätzen, im Wald und am Strand? Wo hört das auf? Vielleicht nicht einmal beim Rauchen. Was ist mit dem Grillen, Trinken, Lachen, Musizieren? Irgendwer fühlt sich immer gestört. Doch die Möglichkeit zur individuellen Lebensgestaltung ist nicht weniger wert als ein sauberer Immissionsschutz. Selbst Raucher, die wohl langsam als Abschaum der Gesellschaft gelten, haben Rechte. </p>
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