Westfalenpost: Doping im Westen
Hagen (ots)
<p>In Wahrheit haben wir es lange geahnt. Der Leistungssport in Deutschland ist mitnichten so sauber, wie es das durch ihn verkörperte Fair play erwarten ließe. Insofern ist die Aufregung um die unveröffentlichte Studie der Humboldt-Universität "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" zwar verständlich, aber auch künstlich. Immerhin gibt es jahrzehntealte Interviews, in denen Sportärzte einräumen, alles zu versuchen, um die Leistung von Athleten zu verbessern - wenn es den Sportlern nicht schaden würde.</p><p/><p>Und deshalb erscheint es fast logisch, dass der Kalte Krieg zwischen Ost und West auch die Spielfelder, Aschebahnen und Schwimmbecken erfasste. Ein Kampf der Systeme nicht auf politischer, sondern auf sportlicher Bühne. Dass die DDR diesen Gedanken fasste und rücksichtslos umsetzte, beweist der Staatsplan 14.25, der für ein ausgeklügeltes Dopingsystem stand. Und der Westen? Er investierte zumindest in die Forschung rund um leistungssteigernde Mittel. Es ging um die Frage der Wirksamkeit, in die Millionen flossen.</p><p/><p>Aber ging es auch darum, deutsche Sportler trotz des Wissens um lebensgefährliche Nebenwirkungen für diesen Kampf der politischen Systeme zu missbrauchen? Eben diese Frage wird nun zu beantworten sein, wenn die Studie öffentlich gemacht wird. Dass damit der Mythos des sauberen Sports weiteren Schaden nehmen könnte, steht zu befürchten. Trotzdem ist dieser Schritt nötig. Warum sonst hat der Deutsche Olympische Sportbund eine halbe Million Euro für die Humboldt-Studie ausgegeben? Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Ergebnis mit sportlicher Fairness zu nehmen. Die Funktionäre sollten Haltung bewahren - beim Sieg, aber auch in der Niederlage.</p>
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