Westfalenpost: Westfalenpost zum Syrien-Konflikt
Hagen (ots)
Oh, wenn du geschwiegen hättest! Oder, vulgo: Einfach mal die Klappe halten! Der britische Premier David Cameron hat die verfahrene Situation in der Syrien-Krise noch einmal verkompliziert. Er hat, offenbar in Fehleinschätzung der Mehrheitsverhältnisse im Parlament, diesem die Frage nach Krieg oder Frieden vorgelegt. Die herbe Abfuhr, die er sich einhandelte, ist eindeutig und wird die Briten zumindest bis zum Prüfbericht der UN-Inspektoren daran hindern, sich an einer Militäraktion zur Züchtigung des syrischen Regimes zu beteiligen. Damit ist US-Präsident Barack Obama endgültig in einer Zwickmühle. Seinen vollmundigen Ankündigungen muss er Taten folgen lassen, ohne dass er bis dahin einen Auftrag der Weltgemeinschaft für einen Militärschlag erhalten kann. <br/><br/>Oh, wenn du geschwiegen hättest! Auch der US-Präsident muss sich auf die Zunge beißen, nachdem ihn seine Festlegung auf "rote Linien" in Zugzwang bringt und er dramatisch an Autorität verliert, weil er für die geplante militärische Erziehungsmaßnahme sich noch nicht einmal des Rückhalts im eigenen Land sicher sein kann. Dieser wird nach der Absage des bislang treuesten Verbündeten Großbritannien weiter bröckeln.<br/><br/>Wie gut, dass ich geschwiegen habe! Der russische Präsident Wladimir Putin, der die Amerikaner vor einem Militäreinsatz warnen ließ und das Thema Giftgaseinsatz umging, kann sich dagegen lächelnd zurücklehnen. Wenn die Staatenlenker der G 20 nächste Woche in St. Petersburg zusammenkommen, werden sie große Mühe haben, ihn zu einer abgestimmten Reaktion auf die syrischen Gräuel zu bewegen. Manchmal ist Schweigen Gold, so zynisch es angesichts des Leids in Damaskus auch scheint.
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