Westfalenpost: Abschied von der Volkskirche
Kommentar zur Umfrage unter deutschen Protestanten von Andreas Thiemann
Hagen (ots)
Das Ergebnis der neuen Mitgliederumfrage innerhalb der evangelischen Kirche ist zwar nicht dramatisch alarmierend, gleichwohl besteht auch keinerlei Anlass zur Erleichterung oder gar Zufriedenheit. Der deutsche Protestantismus schmilzt vom hohen Berg der Volkskirche mehr und mehr auf eine (immerhin) feste Kerngruppe ab. Genau das aber ist eben auch die positive Kirchen-Perspektive: Der Mitgliederschwund, beziehungsweise das Interesse am christlichen Glauben, befindet sich keineswegs im freien Fall in Richtung einer kaum noch beachteten Minderheit. Im Gegenteil. Der deutliche Trend zur Polarisierung - für oder gegen die Kirche - festigt die Stammanhängerschaft, bringt sogar auf ihrer Seite kleine Zuwächse. Was jedoch bedenklich stimmt, ist die Tatsache, dass sich der christliche Glaube nicht mehr traditionell innerhalb der Familie vererbt. Dabei bleiben die Gemeinden der Glaubenskitt des Protestantismus. Wo solche Gemeinschaft gelebt und gepflegt wird, bleiben auch die Mitgliederzahlen stabil, mitunter nehmen sie sogar ein wenig zu. Das Motto "Tue Gutes, und rede darüber" könnte im sozialen ehrenamtlichen Engagement der evangelischen Kirche durchaus noch etwas nachhaltiger vermittelt werden. Die Protestanten haben keinen Grund, sich zu verstecken.
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