Westfalenpost: Normkörper gibt es nicht
Kommentar von Monika Willer zur Studie über fettleibige Kinder
Hagen (ots)
"Jedes sechste Kind ist fettleibig. Lebensstil der Schwangeren könnte Übergewicht beim Kind begünstigen. Wenn Untergewicht zum Problem wird:" Diese Auflistung von drei Schlagzeilen aus den jüngsten Tagen muss Eltern zwangsläufig verunsichern. Sicher ist es ein Problem, wenn Kinder mehr Zeit vor dem Computer verbringen als mit dem Federballschläger in der Hand. Und natürlich sind Möhrensticks gesünder als Fritten. Ungeachtet dessen erhält man aber zunehmend den Eindruck, dass nicht Fettleibigkeit das eigentliche Problem ist, sondern der völlig unreflektierte Zwang, schon Kinder eifrig zu pathologisieren, sobald sie irgendwie aus einer Schublade herausfallen oder in eine Messlatte nicht hineinpassen.
Dieser Druck, einer festgesetzten Norm entsprechen zu müssen, ist langfristig wesentlich ungesünder als ein paar Rettungsringe um Pummelchens Hüften. Weil er Jungen und Mädchen von vorneherein suggeriert, dass der eigene Körper unperfekt und eine medizinische Baustelle ist - und, noch viel schlimmer: dass es einen Normkörper gibt. Daher sollten neben Ernährung und Sport auch die Wertschätzung von Individualität und Vielfalt zu den Erziehungszielen gehören. Ein paar Pfunde zuviel wachsen sich aus. Ein bereits im Kindesalter verordnetes schlechtes Körpergefühl macht hingegen wirklich krank.
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