Westfalenpost: Tüfteln für eine kleine Revolution
Kommentar von Lorenz Redicker zu neuen Bahnhöfen
Hagen (ots)
Viel Applaus von vielen Seiten - auch von dieser Zeitung - bekam die Deutsche Bahn im Frühjahr, als ihre Stationsoffensive bekannt wurde. Bis zu 350 neue Haltestellen in Deutschland hatte das Staatsunternehmen auf einer Liste zusammengestellt, da kann man, wie der Lobbyverband Allianz pro Schiene, schon einmal von einer kleinen Revolution sprechen. Bis die im Sauerland ankommt, kann es allerdings eine Weile dauern, leider, wie bei anderen Revolutionen auch.
Natürlich lassen sich Fahrpläne ändern, neue Fahrzeuge wenn nötig bestellen, und Verhandlungen darüber mögen kompliziert sein - das macht sie aber nicht unmöglich. Wer neue Bahnhöfe haben will, der kann sie auch bekommen. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Neue Haltestellen müssen mehr neue Kunden bringen als andernorts, durch längere Fahrtzeiten etwa, verloren gehen, das jedenfalls sollte klar sein.
Dass Südwestfalen in den Planspielen der Bahn nicht die erste Geige spielen kann, dürfte nicht überraschen. Neue Siedlungsschwerpunkte - hier vor allem will die Bahn ja neu bauen - entstehen derzeit eben eher im Großraum Köln-Düsseldorf oder im Münchner Umland als im Hochsauerland. Nichtsdestoweniger sollte die Bahn den Blick auch auf stillgelegte Bahnstrecken und Bahnhöfe richten. Gerade hier gibt es im Sauer- und Siegerland Fahrgastpotenziale. Dass ein Abzweig nach Brilon Stadt leichter in den Fahrplan zu integrieren ist als ein Regionalexpress-Halt in Hagen-Haspe, mag sein. Fahrpläne aber ändern sich letztlich im Jahresrhythmus, ein Bahnhofsbau ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Wenn es sich rechnet, neue Kunden bringt, sollte die Bahn möglich machen, was geht - auch in Südwestfalen. Zur Not muss sie eben länger am Fahrplan tüfteln.
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