Westfalenpost: Miguel Sanches zum Kauder-Vorschlag
Hagen (ots)
Die Debatte über eine staatliche Kontrolle der Moscheen ist sonderbar. Weniger das Reden darüber. Es ist der Zeitpunkt, der irritiert. Heute hält die AfD ihren Parteitag ab. Sie verlangt, Minarette und den Muezzin-Ruf zu verbieten. Wenn ein Mann wie Volker Kauder Kontrollen anmahnt, dann wird klar, wie sehr die AfD schon die Agenda bestimmt. Natürlich darf der Staat nicht die Augen davor verschließen, was von wem in den Moscheen gepredigt wird. Vom Unions-Fraktionschef wüsste man gern, was er mit "Kontrolle" meint. Soll sich jeder Imam sein Freitagsgebet von der Polizei absegnen lassen? Falls Kauder gemeint hat, dass der Staat sich mehr um die Muslime im Land kümmern sollte, kann man ihm zurufen: Nur zu! Um den Islam und die über vier Millionen Muslime in Deutschland hat sich die Politik lange wenig geschert. Sie sind erst als Folge des islamischen Terrorismus auf dem Radarschirm. Der Umgang mit den Muslimen ist geprägt von Misstrauen. Die Imame werden von der Türkei gestellt, weil ihre Ausbildung in Deutschland in den Anfängen steckt und die Moscheevereine in aller Regel zu arm sind, um sie selbst zu bezahlen. Wer ein Verbot von ausländischen Investitionen fordert, sollte eine Alternative anbieten. Kauder wird der letzte sein, der die nächste Mittelerhöhung für den Verfassungsschutz verhindert. Noch besser wäre es, er würde darauf drängen, dass der erste Jahrgang der in Deutschland ausgebildeten Imame auch eine Anstellung findet. Es ist richtig, dass das aufgeklärte Europa einen eigenen Islam kultivieren muss und wir erst am Anfang stehen. Wir werden aber nicht weit kommen, wenn die Politik im Islam bloß eine Vorstufe zum Salafismus und zum Terrorismus sieht.
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