Westfalenpost: Dirk Hautkapp zur Wahl in den USA
Hagen (ots)
Wer kann sich an den Abend des 4. November 2008 erinnern? Amerika steckte bis zur Halskrause in der Finanzkrise, die Zukunft sah finster aus. Doch im Grant Park von Chicago war von Untergangsstimmung keine Spur. Menschen lagen sich nach der Wahl in den Armen. Es roch nach Aufbruch. John McCain, der weiße Republikaner, gratulierte dem schwarzen Sieger Barack Obama mit so würdevollen Worten zum Sieg, dass sie seither in jedem Lehrbuch über anständiges Verlieren zitiert werden. Acht Jahre später erleben die USA einen Kontrast, wie er krasser nicht sein könnte. Hillaryland oder Trump-Country - dazwischen gibt es für viele nichts mehr. Wo einst Optimismus regierte, herrschen nun Verzagtheit, Lähmung, Angst. Angst vor allem vor einer Globalisierung, die ihre Verlierer unterpflügt. Diese Angst war da, bevor Trump 2015 auf die Bühne trat. Der Scharlatan hat sie nur gebündelt, überspitzt und ihr ein Sprachrohr gegeben. In vielen Teilen Amerikas hat die Globalisierung Arbeitsplätze wie ein riesiger Staubsauger geschluckt und dort in kleinerer Zahl wieder ausgespuckt, wo Löhne und Sozialstandards am niedrigsten sind. Washington hat den Transformationsprozess nie klug gestaltet. Geblieben sind Drogen, Alkohol, hohe Krankenstände, teilweise bittere Armut. Und ein sich bis zur Mittelschicht ausdehnendes Proletariat. Sie sind es vor allem, die Trump ins Amt helfen wollen. Sie glauben zwar nicht wirklich, dass der Prahlhans massenhaft Arbeitsplätze zurückholen wird. Aber sie wollen, dass jemand mit der Axt dazwischengeht, wo bisher nur faule Kompromisse gemacht wurden. Vor acht Jahren roch es am Wahlabend in Amerika nach Aufbruch. Heute hält sich das Land die Nase zu.
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