Westfalenpost: Absurd und zynisch, aber leider durchaus rational - Zur US-Waffenpolitik
Hagen (ots)
Natürlich ist das eine vollkommen absurde Idee, die Donald Trump propagiert: Die Lehrer (oder zumindest einige von ihnen) zu bewaffnen, um die Schüler vor Amokläufern zu schützen. Jedenfalls erscheint uns in Europa das so. Allerdings nicht nur dort: Auch die Mehrheit der Amerikaner tritt für schärfere Waffengesetze ein, für Ab- statt Aufrüstung. Das nützt ihnen nur nichts: Nach jedem Amoklauf - und es gibt leider erschreckend viele - wird darüber diskutiert, wie der Waffenschwemme im Land begegnet werden kann. Dann legt sich die Aufregung wieder und es passiert nichts. Oder fast nichts. Weil die Waffenlobby ihre Freunde finanziert und ihre Feinde bekämpft und viele Politiker zu viel Angst haben, um ernsthaft etwas zu unternehmen. Und weil es eine bedeutsame konservative Minderheit im Volk gibt, die Schaum vorm Mund bekommt, wenn sie das verfassungsgemäße Recht auf Waffenbesitz angetastet wähnt. Das sind Trumps Wähler. Mit ihnen wird er sich so wenig anlegen wie mit seinen Geldgebern. Stattdessen gräbt er das alte Konzept der Industrie aus: immer mehr Waffen statt weniger. Das ist zynisch, aber durchaus rational für einen Präsidenten, der nicht an wirklichen Problemen und schon gar nicht an anderen Menschen interessiert ist (sonst hätte er keinen Spickzettel gebraucht, auf dem "I hear you" steht, also etwa "Ich habe Sie verstanden" oder "Ich fühle mit Ihnen"), sondern nur an sich selbst. Wahrscheinlich geht sein Kalkül auf. Außer, die Aufregung legt sich wegen des starken Engagements vieler Schüler einmal nicht so schnell und die Mehrheit der Vernünftigen kämpft weiter. Das ist eine Hoffnung. Eine kleine. Aber was bleibt sonst?
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