Westfalenpost: Das Unvermeidliche Israel zieht aus dem Gazastreifen ab
Hagen (ots)
Von Eberhard Einhoff
Dies sind in Israel Tage voller Spannung, deren Intensität hier, nur ein paar Flugstunden entfernt, kaum zu erahnen ist. Die israelische Politik hat wieder einmal einen Punkt erreicht, an dem sie im Nahen Osten Entscheidendes bewirkt. Wie weit nun dem gerade beginnenden Abzug jüdischer Siedler aus dem Gazastreifen schicksalhafte Bedeutung für die Zukunft des Staates Israel und der Region zukommen wird, ist derzeit eher Gegenstand theoretischer Diskussion als konkret erfahrbare Realität. Zunächst ist lediglich festzustellen, dass der alte Haudegen Ariel Scharon der Einsicht Platz gegeben hat, dass die miltärische Karte ausgereizt, die Siedlungspolitik in dem besetzten Küstenstreifen zu teuer, sicherheitstechnisch zu aufwändig und damit letztlich gescheitert ist. Rational ist der Abzug deshalb nur konsequent. Wie er sich emotional und ideologisch auswirken wird, können nur die nächsten Monate erweisen. In dieser Zeit wird deutlich werden, wie gespalten die israelische Gesellschaft denn tatsächlich ist und ob ihr radikaler Teil bereit ist zu begreifen, dass die intensive Siedlungspolitik der vergangenen Jahrzehnte falsch war. Die Hoffnung auf solche Erkenntnis ist allerdings gering. Zumal Scharons aus der Not geborene Einsicht in das Unvermeidliche (und den USA Genehme) sich auf den Gazastreifen und eine minimale Kosmetik-Operation im Westjordanland beschränkt. Der Abzug aus dem schmalen Streifen am Mittelmeer ist also nicht der Beginn des Friedens in Nahost. Aber es ist ein mutiger Schritt, ein hoffentlich er-folgreicher. Dann könnte die Aussicht auf mehr mit Recht genährt werden.
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