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Westfalenpost: Aufbruchstimmung Der Weltjugendtag hinterlässt Spuren

Hagen (ots)

Von Andreas Thiemann
400 000 junge Katholiken aller Herren Länder haben der Welt eine 
Woche lang demonstriert, wie friedlich-fröhliches Zusammenleben 
funktionieren kann. Schon dies allein ist ausgesprochen 
bemerkenswert.
 Dieser Weltjugendtag stand aber eben auch im Zeichen der ersten 
Auslandsreise des Papstes. Für Benedikt XVI. wurde es wie ein 
doppeltes Heimspiel: Getragen von der Begeisterung der Jugendlichen 
und spürbar beheimatet im Rheinland, wo der junge Theologieprofessor 
Joseph Ratzinger vor mehr als 40 Jahren eine glückliche Zeit 
verbracht hat. So mag denn auch der Dom-Besuch am Grab von Kardinal 
Frings, seines weitsichtigen Mentors und Freundes, einer der 
intimsten und bewegend-sten Momente seines Deutschlandbesuchs gewesen
sein.
 Hoffnung und Zuversicht hat Benedikt dem Weltjugendtag vermitteln 
wollen, und ganz augenscheinlich ist ihm dies gelungen. Auf der 
anderen Seite hat auch er selbst durch das Erlebnis der ihm 
zujubelnden Gemeinschaft eine Stärkung seines Amtes und seiner 
Amtsauffassung erfahren. Im Blick über das von Kerzen erleuchtete 
Marienfeld während der Vigil am Samstagabend wird der Papst ein 
großes. leuchtendes Zeichen der Verheißung erkannt haben: Eine 
lebendige Gemeinschaft der Heiligen, die in der Nachfolge Christi 
offenkundig auch zu Opfern bereit ist.
 So hat die Verständigung zwischen dem Papst und der Jugend geklappt;
mehrsprachig formuliert, doch in der Hauptsache als eine gläubige 
Herzensangelegenheit in seelischer Übereinkunft erlebt.
 Gewiss, der Weltjugendtag von Köln wird die Welt nicht umgehend zu 
einer besseren, friedlicheren und liebevolleren machen. Doch er hat 
400 000 jungen, hochmotivierten Multiplikatoren ein Kirchenerlebnis 
der prägenden Art beschert. Sie haben sich untereinander und mit dem 
Papst ihrer christlichen Lebenseinstellungen vergewissert. Sie haben 
erlebt, dass ihre Zahl längst nicht so gering ist, wie es ihnen 
mitunter daheim vorkommt. Sie haben erfahren, dass die Kirche sie 
ernst nimmt, ja in ihnen die wahre Zukunft sieht.
 Für ein paar kurze, aber emiment wichtige Stunden ist der Kölner 
Weltjugendtag auch zur Bühne des interreligiösen Dialogs geworden. 
Die Gespräche des Papstes mit Vertretern des Judentums, mit Muslimen 
und auch mit Protestanten waren zwar kaum mehr als ein Signal. Aber 
dies hatte einen versöhnenden und nicht etwa einen spaltenden 
Charakter.
 Papst Benedikt XVI. hat eine christliche Aufbruchstimmung 
vermittelt, ohne Reformen in der Kirchenführung anzukündigen. Er hat 
stattdessen alte Glaubenswahrheiten neu und für die Jugendlichen 
verständlich und für ihr Leben unmittelbar nachvollziehbar 
formuliert. Mehr intellektuell als charismatisch hat er dies getan. 
Geduldig, aber in keiner Weise anbiedernd. Missionarisch, authentisch
und mit jener feinen Spur von Distanz, die nun einmal seine 
Persönlichkeit ausmacht.

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