Westfalenpost: Fraglos ein Erfolg Gaza-Abzug dennoch nur ein Schachzug
Hagen (ots)
Von Eberhard Einhoff
Weitaus besser und vor allem weitaus schneller als erwartet hat der Abzug Israels aus dem besetzten Gazastreifen geklappt. Nachdem auch die Räumung von vier Siedlungen im Westjordanland ohne den befürchteten Gewaltausbruch vollzogen wurde, darf sich Israels Regierungschef Ariel Scharon einen großen Erfolg zumessen lassen. Idealistisch gedacht könnte darin eine große Chance liegen, diesen Weg weiter zu beschreiten und dem Frieden im Nahen Osten damit näher zu kommen. Idealismus jedoch ist nicht die Triebfeder Scharonschen Handelns. Die Abkehr des großen Siedlungsförderers vom unbedingten Festhalten am Gazastreifen gründet vor allem im Pragmatischen und im Finanziellen. Das schmälert nicht sein Verdienst, den relativ einsam gefassten Plan auch gegen massiven Widerstand und wilde Drohungen durchgesetzt zu haben. Doch die Ankündigung des weiteren Ausbaus der jetzt schon mehr als hundert Siedlungen im weitaus größeren Westjordanland hat bereits deutlich gemacht, dass Scharon nicht die Siedlungspolitik auf besetztem Gebiet als solche als falsch erkannt hat. Die Auswirkungen der dennoch fraglos großen Vorleistung Scharons auf das israelisch-palästinensische Verhältnis muss sich in den nächsten Monaten zeigen. Dabei steht besonders Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unter dem Druck, die Extremisten soweit unter Kontrolle zu bringen und zu halten, dass sie Israel nicht erneut zu Gewaltreaktionen provozieren können.
Rückfragen bitte an:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Original-Content von: Westfalenpost, übermittelt durch news aktuell