Westfalenpost: Die Wähler entscheiden Am Sonntag ist jede Stimme wichtig
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Umfragen kennen wir zur Genüge, bald werden wir wissen, wer sich diesmal getäuscht hat. Wird es wirklich so eng wie vorhergesagt? War die zum Schluss des Wahlkampfs betont hoffnungsfrohe Kanzler-Stimmung nur aufgesetzt? Wird Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin? Lange Zeit schien das so gut wie ausgemacht. Sicher ist nur, dass es am Sonntag auf jede Stimme ankommt. Die Entscheidung über die künftige deutsche Regierung wird nicht von Meinungsforschern und Experten getroffen, sondern von Wählern. Das ist gut so. Und nicht die schnelle Prognose zählt, sondern die Abrechnung am Ende des Tages - Edmund Stoiber musste das 2002 leidvoll erfahren. Hoffentlich bringt nicht erst der "vertagte" Wahlgang in Dresden Klarheit über Sieg und Niederlage. Der Begriff "Richtungswahl" wird oft strapaziert, diesmal trifft er zu. Eine Unions-geführte Koalition mit der FDP will dem Kampf um Arbeitsplätze absoluten Vorrang geben und den Menschen für eine bessere Zukunft einiges abverlangen, sagt das aber auch. Die SPD verrät nicht, was in ihrer Einsparungs-Schublade steckt. Schröder spricht gerne über das soziale Herz der Partei, über Herzschmerzen und neue Rezepte zur Gesundung sagt er nichts. Die Bürger haben die klare Wahl zwischen Schwarz-Gelb und - ja, allen Dementis zum Trotz - Rot-Dunkelrot-Grün. Eine Fortsetzung des Schröder-Fischer-Teams erscheint rechnerisch ausgeschlossen, an wundersame Prozent-Vermehrung mag niemand ernsthaft glauben. Wer Schröder wählt, bekommt ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Beim Erfolg von Union und FDP wird Angela Merkel Kanzlerin, bei einer durchaus denkbaren großen Koalition auch. Ein Zusammengehen mit dem Linksbündnis von Lafontaine und Gysi hat Schröder für sich ausgeschlossen. Seine Tage im Kanzleramt dürften also gezählt sein. Ob auch nachrückende Genossen die Opposition einem Bund mit der Ex-PDS vorziehen würden, ist eine andere Frage. Erinnert sei daran, warum wir vorzeitig zu den Wahlurnen gerufen werden: Weil Schröder sich des Reformrückhalts seiner Partei nicht mehr sicher war. Wäre die "Agenda 2010" mit ihm weiter Regierungsbasis? Müsste er den Linken mehr entgegen kommen, schon um Abwerbung von Linksaußen entgegenzuwirken? Man weiß es nicht genau. Dass mit SPD-Chef Müntefering und CDU-Stimmenverstärker Merz zwei starke Figuren aus dem Sauerland kommen, ist für die Region ein zusätzlicher Wahlanreiz.
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