Westfalenpost: Unersetzlich SPD hat kaum Alternativen zu Schröder
Hagen (ots)
Von Winfried Dolderer
Hat es wirklich einmal Sozialdemokraten gegeben, denen Gerhard Schröder als Parteichef unerträglich war? So sehr, dass er unter dem Druck der roten Basis aus dem Amt weichen musste? Vor gerade mal etwas mehr als anderthalb Jahren? Man kann es sich kaum noch vorstellen in diesen Wochen, in denen sich Schröder im Dämmerlicht seiner Kanzlerschaft aus allen Parteiflügeln umdrängt sieht. Dass er ihnen als Vizekanzler erhalten bleibt, ist ein verbreiteter Wunsch. Sogar als Nachfolger seines Nachfolgers Müntefering könnte der eine oder andere sich ihn neuerdings wieder vorstellen. Er mag es als verdiente Anerkennung verbuchen. Hat er doch im Wahlkampf allein die SPD aus dem Tief zu einer immerhin ansehnlichen Niederlage mit Regierungsbeteiligung geführt. Zudem mit einer gnadenlos linkspopulistischen Kampagne die Herzen des Parteivolks im Sturm gewonnen. Die Kehrseite ist: Jetzt, da sie in der Verlegenheit sind, sich für die große Koalition neu aufzustellen, sehen sie auch, dass sie kaum einen anderen haben. Das zählt ebenfalls zu Schröders Bilanz. Die Union hat eine schmucke Riege Ministerpräsidenten. Die SPD ein klaffendes Defizit an ministrablem Personal. Der Kanzler hat in sieben Jahren Regierung seine Partei nicht nur politisch und programmatisch verschlissen. Er hat um sich herum ein Vakuum in der Führungsriege entstehen lassen. Ganz abgesehen vom Massenexodus der Mitglieder und dem Umstand, das seine Politik der SPD die Konkurrenz zur Linken beschert hat. Ob die vorzeitige Schröder-Nostalgie von Dauer sein wird?
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