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Westfalenpost: Neue Besen "DDR-Ergebnis" für SPD-Vorsitzenden

Hagen (ots)

Von Bodo Zapp
Es ist viel passiert im politischen Lande. Wer jetzt nach längerer
Abwesenheit zurückkommt nach Deutschland, verliert leicht den 
personellen Überblick. So viel Wandel war noch nie.
 Rufen wir uns die großen Wechsel-Dinge in Erinnerung: An der Spitze 
des Staates steht mit Horst Köhler ein Bundespräsident, der vorher 
nicht in der Politik beheimatet war. In Nordrhein-Westfalen drückt 
die SPD erstmals seit über 40 Jahren die harten Oppositionsbänke. 
Bundeskanzler Schröder ist so gut wie weg, das Wehklagen hält sich in
Grenzen. Franz Müntefering, der knorrige Sauerländer, wurde bei den 
Sozialdemokraten aus dem Chefsessel manövriert. Ein netter Ossi ist 
seit gestern SPD-Vorsitzender. Nächste Woche nimmt Angela Merkel, die
Frau aus dem Osten, die Wahl zur Bundeskanzlerin an. Schwarz und Rot,
politische Gegner über Jahrzehnte, regieren gemeinsam die Republik. 
Nach der großen Wechselzeit wird es nun höchste Zeit für solide 
politische Arbeit.
 Alles neu machten die Wahlen. Und die Ränkespiele hinter den 
Kulissen. Die Bürger, aber auch die Parteimitglieder, wollen Ruhe und
Aufschwung im Lande. Die überwältigende Zustimmung für Matthias 
Platzeck ist Ausdruck für den Blick nach vorne: Das "DDR-Ergebnis" 
von 99,4 Prozent soll ihm Gewicht verschaffen. Dass die Delegierten 
des SPD-Parteitages mit ihm einen Mann zur Nummer 1 wählten, den die 
meisten kaum kennen, symbolisiert die neue, schnelllebige Zeit. Nie 
war es leichter, SPD-Vorsitzender zu werden.
 Der Brandenburger Ministerpräsident hat bisher zu wenig gemacht, um 
sich Feinde zu machen. Die Genossen können über ihn nichts Schlechtes
sagen, aber auch nichts Genaues. Weil er ein netter Mensch ist und 
mit der Antrittsrede geschickt die Parteiherzen gewärmt hat, gereicht
ihm das fehlende Hochdienen nicht zum Nachteil. Vielleicht ganz im 
Gegenteil. Die Gnade der Nähe von Potsdam zu Berlin, wo man gesehen 
werden muss und wo die Entscheidungen fallen, dürfte zudem ein 
Pluspunkt für ihn gewesen sein.
 Vom wunderbaren Deutschland sprach er, vom Zupacken, von Harmonie - 
kein schöner Land auf dem Parteitag. Und für die klare Kante gibt es 
ja immer noch Vizekanzler Müntefering.

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