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Westfalenpost: Zu blauäugig Russischer Machtpoker um Gaslieferung

Hagen (ots)

Von Jörg Bartmann
Im Weltbild des Wladimir Putin muss es ein Ende haben mit der 
drittklassigen Rolle auf dem Weltparkett. Russlands Präsident scheut 
sich nicht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ein geopolitisches 
Gleichgewicht nach dem Zerfall der Sowjetunion zu erreichen. In 
diesem Machtpoker kommt es nicht von ungefähr, dass der frühere 
Geheimdienstoffizier und erklärte Militärfreund den Energiereichtum 
nutzt und missliebige Nachbarn schlicht und einfach erpresst. Heute 
die Ukraine, morgen vielleicht Georgien oder das Baltikum.
 Im aktuellen Gasstreit macht sich der Kreml-Chef nicht einmal die 
Mühe zu verbergen, dass es dem vom Staat gelenkten Energiekonzern 
Gasprom nicht um die Gaspreishöhe geht. Unverfroren werden 
machtpolitische Interessen wahrgenommen: Die westlich orientierte 
Ukraine, die mit der EU und Nato liebäugelt, steht seit der orangenen
Revolution auf der schwarzen Liste. Deutlich wird das im Verhältnis 
zu Weißrussland: Putin-Vasall Lukaschenko darf das Gas weiterhin zum 
Treuepreis verbrauchen.
 Pünktlich zur Übernahme des Vorsitzes in der G 8, der Gruppe 
führender Industrienationen, hat Putin den Gashahn zugedreht und 
demonstriert, wie er das neue Selbstverständnis Russlands sieht: 
Machtvoll und ohne Skrupel. Dieses imperiale Gehabe muss Europa, 
insbesondere Deutschland, schrecken. Ohne Scheu hat der Kreml-Chef zu
verstehen gegeben, wie man mit Gas oder Erdöl unliebsame Kräfte 
einengt und politische Allianzen schmiedet.
 Die EU hat darauf keine Antwort. Eine gemeinsame Energiepolitik gibt
es noch nicht einmal auf dem Papier. Dieses blauäugige Verhalten 
wiegt doppelt schwer, weil Europa auf riesige Einfuhren angewiesen 
ist. Brüssel hat schon viele, oftmals auch unsinnige, Erlasse und 
Verfügungen angeordnet, die notwendige Einordnung der 
Energieversorgung ist schlicht und ergreifend vernachlässigt, 
verschlampt worden.
 Unter diesem Gesichtspunkt muss man die Ostsee-Gaspipeline sehen. 
Berlin kann nicht so tun, als wenn es sich beim Bau nur um 
euröpäische Versorgungssicherheit handelt. Es bleibt zu hinterfragen,
wie abhängig sich Deutschland vom russischen Gas macht und welchen 
Preis man dafür zahlt. Mehr Alternativen sind zur Absicherung 
vonnöten, weil der Kreml die ökonomische und politische Macht auf 
sich konzentriert, um den Hahn nach Belieben auf oder zu zudrehen.

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Telefon: 02331/9174160

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