Westfalenpost: Flitterwochen? Die Koalition muss jetzt konkret werden
Hagen (ots)
Von Winfried Dolderer
Dass Angela Merkel als Kanzlerin eine gute Figur macht, eine für viele überraschend gute sogar - keine Frage. Eine gute Politik auch? Die Bürger möchten das gerne glauben. Von diesem Vertrauensvorschuss zehrt derzeit die große Koalition. Ebenso wie von der Kunst der ungleichen Partner, beinahe geräuschlos zu harmonieren. Was wir bislang erlebt haben, waren schwarz-rote Flitterwochen. Fast zu schön um von Dauer zu sein. Oder? Zu Flitterwochen gehören Hoffnung und Verheißung. Eine Regierung darf es dabei nicht belassen. Sie sollte früher oder später Greifbares vorzuweisen haben, sonst wird sie abgewählt. Wie Rot-Grün. Aus der Erfahrung der Vorgänger hat die Kanzlerin gelernt, mit konkreten Verheißungen sparsam zu sein. Das entspricht ihrem nüchternen Stil, und auch daraus erwächst ihr bislang Vertrauen. Andererseits ist den Koalitionären der Erwartungsdruck, unter dem sie stehen, fast schmerzlich bewusst. Die Sorge treibt sie um, den Menschen könnte der Glaube an die Demokratie abhanden kommen, wenn auch diese Regierung die Wende zum Besseren nicht schafft. Das ist ihr Dilemma: Die geringstmöglichen Erwartungen wecken zu müssen in der Hoffnung, die größtmöglichen erfüllen zu können. Zweierlei könnte der Regierung in diesem Jahr zugute kommen: ein moderater Wirschaftsaufschwung ebenso wie die zum Besseren gewandelte Stimmung. Offen ist die Frage, ob sich Schwarze und Rote auf Konzepte verständigen können, die auch Wirkung haben. Oder ob, wenn es konkret wird, Schluss ist mit der Harmonie.
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