Westfalenpost: Ein Funke genügt
Hagen (ots)
Das Missverständnis als Methode
Von Andreas Thiemann
Die Parallelen zum Karikaturenstreit sind erkennbar: Ein kleiner Funke genügt, um einen Flächenbrand entstehen zu lassen. Das mehr als 600 Jahre alte Zitat, das der Papst im Rahmen seiner Vorlesung an der Regensburger Universität verwendet hat, darf - in isolierter Betrachtung - als etwas unglücklich gewählt bezeichnet werden. Und tatsächlich wäre Benedikt XVI. gut und vorausschauend beraten gewesen, ganz auf diese Passage zu verzichten, denn der nun wieder einmal tüchtig geschürte Aufschrei innerhalb der islamischen Welt kann angesichts der gegenwärtig höchst sensiblen Atmosphäre als fast schon programmiert gesehen werden. Ganz offenkundig gibt es international vernetzte Kräfte, die nur darauf warten, neuerlichen Zündstoff in das gegenwärtig wieder einmal so fragile Verhältnis zwischen Islam und Christentum zu legen. Andererseits - und das ist der Unterschied zum dänischen Karikaturenstreit - könnten die islamischen Religionsführer eher um Mäßigung bereit und entsprechend bemüht sein, denn an einer direkten Konfrontation mit dem Papst ist ihnen kaum gelegen. Zudem werden sie inzwischen wohl auch den ganzen Wortlaut der päpstlichen Vorlesung kennen und also wissen, dass hier eben nicht der friedlich ausgerichtete Islam verunglimpft worden ist. Einmal mehr bleibt festzuhalten, dass sich religiöse Gefühle derzeit erschreckend leicht instrumentalisieren lassen. Es braucht also die Anstrengung aller, die sich für Frieden und Vernunft stark machen, sorgfältig und maßvoll zu Werke zu gehen. Die Welt darf nicht den Scharfmachern überlassen werden.
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