Westfalenpost: Gipfel der Gewalt
Hagen (ots)
In Rostock ging friedlicher Protest unter Polizisten rennen um ihr Leben, vermummte Gestalten verbreiten Angst und Schrecken, wo gerade noch friedlich demonstriert wurde, ist Chaos und Gewalt. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Wie militante Autonome, die nur zerstören wollen, aus der Protestaktion von Gipfelkritikern ein Horrorszenario machen, schildert unser Reporter Joachim Karpa eindrucksvoll in seinem Bericht aus Rostock. Man möchte aufschreien vor Wut, dass es wieder Bilder von Straßenschlachten sind, die alles andere überdecken. Entsetzen, Empörung, Verständnislosigkeit - die Reaktionen sind eindeutig, wie könnte es auch anders sein. Aber ist es wirklich so unerwartet, was im Vorfeld des G8-Treffens geschah? Politiker wie Innenminister Schäuble und Sicherheitsexperten der Polizei hatten immer wieder eindringlich vor gewalttätigen Auswüchsen des Protestes gewarnt, gegen die sich der Staat und die Gesellschaft mit allen rechtsstaatlich möglichen Mitteln schützen müssten. In der veröffentlichten Meinung konnte man dagegen mitunter den Eindruck gewinnen, die Politik bereite einen Anschlag gegen die Freiheit und das Demonstrationsrecht vor. Und die Staatenlenker wollten auf ihrem Treffen in Heiligendamm üble Machenschaften gegen die Armen und die Guten beschließen. Man konnte den "Schutzzaun" für unangemessen und vor diesem blutigen Samstag den Einsatz von 16 400 Polizisten für überzogen halten. Man darf mit allem Recht auch kritisch fragen, ob von dieser gigantomanische Züge annehmenden Runde der Spitzenpolitiker eine positive Wirkung ausgehen kann. Was aber absolut nicht geht, ist der Vorwurf einer Mitschuld am blutigen Geschehen an die "provozierenden" Polizisten. Das ist niederträchtig. Es wird schwer für die Organisatoren der Demonstrationen, aber auch für alle, die Sicherheit garantieren sollen, in dieser hochbrisanten Woche dem friedlichen Protest der Globalisierungskritiker aller Schattierungen ein Forum zu geben und die "schwarzen Blöcke" davon fernzuhalten. Bei allem Deeskalisierungs-Willen: Samthandschuhe können nicht ausgegeben werden. Haben also diejenigen Recht, die Gipfel auf fernen Inseln oder Videokonferenzen statt persönlicher Begegnungen fordern? Nein, wo käme die Welt denn hin, wenn Gewalttäter das Handeln bestimmen! In Heiligendamm beraten die Regierenden über Wege in eine bessere und sichere Zukunft: Das ist zunächst eine Nachricht, die für die Rolle Deutschlands in der Welt spricht. Auch wenn die Hoffnung auf zählbare Resultate statt unverbindlicher Sprüche gering ist. Es geht um politische Auseinandersetzung. Leider auch um Gewalt und Gegengewalt.
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