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NRZ: Die lange Wartezeit nicht wert - Kommentar zu PID von Thomas Rünker

Essen (ots)

PID? War dieses komplizierte Thema nicht längst durch? Vor einem Jahr hatte sich der Bundestag nach langer und sehr emotionaler Debatte zu einer Regelung durchgerungen, die in Ausnahmefällen erlaubt, dass ein künstlich gezeugter Embryo vor Einsetzung in die Gebärmutter auf schwere Krankheiten untersucht und im Zweifel nicht eingesetzt wird, um eine Tot- oder Fehlgeburt zu verhindern - oder die Geburt eines behinderten Kindes. Das Gesetz war ein Durchbruch für Eltern, die unter Gen-Defekten leiden und diese nicht auf ihre Kinder übertragen wollen. Doch bislang fehlte es an der Verordnung, die das Gesetz in die Praxis umsetzt. Diese Verordnung hat das Gesundheitsministerium nun geliefert. Doch sie ist die lange Wartezeit nicht wert. So könnte das, was als eng begrenzte Zulassung der PID geplant war, durchaus florierende Ausmaße annehmen, soll es doch explizit keine zahlenmäßige Begrenzung der Zentren geben, die PID künftig anbieten dürfen. Zudem entpuppen sich die speziellen PID-Ethikkommissionen als Farce. Erst lässt der Gesetzgeber die Entscheidung offen, welche drohenden Erkrankungen eine PID rechtfertigen. Nun schiebt auch das Ministerium diesen Schwarzen Peter weiter - und zwar nicht etwa an eine einzige Kommission aus Fachleuten, die dies einheitlich regelt, sondern möglicherweise an 16 Länder-Kommissionen. Und da wiederum die betroffenen Paare weitreichende Rechte haben, gegen Entscheidungen einer PID-Kommission vorzugehen, droht hier ein Wettlauf um die niedrigsten ethischen Ansprüche. Es bleibt zu hoffen, dass die Landesminister, die nun in Sachen PID am Zug sind, ihrem Bundeskollegen mindestens bei den nicht unwichtigen Details der Verordnung Nachhilfe geben. Wenn es um die Ethik des ungeborenen Lebens geht, kann indes nicht nur der Minister Nachhilfe vertragen. Kurz vor der Markteinführung eines Tests, der es künftig jeder Schwangeren recht problemlos ermöglicht, das Baby in ihrem Bauch auf Trisomie 21 ("Down Syndrom") zu testen, droht noch an einer ganz anderen Front der Selektion in "gutes" und "schlechtes" Leben Tür und Tor geöffnet zu werden.

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