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NRZ: Gefangen im engen Euro-Korsett - Kommentar zur Euro-Krise von Lothar Petzold

Essen (ots)

Immer mehr Staaten geraten in finanzielle Nöte. Und als nahezu einziger Ausweg wird die deutsche Finanzhilfe gesehen, soll Deutschland für die Versäumnisse der Nachbarn haften. Jetzt offenbart sich, dass die Einführung des Euro mit der heißen Nadel gestrickt wurde. Jetzt platzen die von Euphorie und nicht von ökonomischem Sachverstand gehaltenen Nähte. Was jetzt her muss, sind nüchterne Bestandsaufnahmen, nicht politische Träumereien. Es ist eben nicht richtig, dass durch den Euro "der Frieden" sicherer geworden ist. In den 50 Jahren vor seiner Einführung haben die Länder in Europa friedlich miteinander Handel und Wandel getrieben. Jetzt, obwohl Deutschland für den weitaus größten Anteil der Rettungsmilliarden haftet, geistert das Bild vom hässlichen Deutschen durch Europa. Nur, weil wir zum Sparen auffordern. Es ist dringend an der Zeit, die Euro-Gemeinschaft an sich in Frage zu stellen. Zu unterschiedlich sind die einzelnen Volkswirtschaften, aber auch die Mentalitäten der Länder. Konnten früher über das Auf- und Abwerten der jeweiligen Währungen die Weichen gestellt werden, sind die Staaten jetzt im Korsett des Euro gefangen. Und das ist vielen zu eng. Natürlich würde es im Falle eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone zu Verwerfungen kommen. Deutschland müsste den Großteil seiner Finanzhilfen abschreiben; Milliarden wären verloren. Aber was ist die Alternative? Immer mehr Geld in ein nahezu bodenloses Fass zu werfen? Richtig ist auch, dass im Falle des Falles eine Währung ohne die südeuropäischen Länder - mag sie nun Nord-Euro oder D-Mark heißen - einen beträchtlichen Aufwertungsschub erfahren. Auch das ist beherrschbar. Schließlich war die Bundesrepublik zu Zeiten einer hochbewerteten D-Mark jahrelang Exportweltmeister. Für die "nicht-mehr-Euro-Länder" täten sich Chancen auf, wieder aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen. Mit einer niedriger bewerteten Währung würde beispielsweise der Urlaub in diesen Ländern billiger, auf den Weltmärkten würden ihre Erzeugnisse günstiger. Es könnte ein neuer Wirtschaftsschub entstehen. Es wird auf Dauer nicht reichen, wenn jetzt Griechenland aus dem Euro-Verbund austreten sollte. Die Währungsunion als Gesamtes gehört auf den Prüfstein.

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