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NRZ: Die Deutschen und ihr Wunsch nach Kindern - ein Kommentar von JULIA EMMRICH
Essen (ots)
Die Deutschen haben ein Problem. Sie bekommen nicht nur weniger Kinder als ihre europäischen Nachbarn, sondern auch weniger, als sie sich selber wünschen. Das Problem hat viele Ursachen. Ein paar tausend Krippenplätze mehr und dann ist alles paletti? Schön wär's. Kinder kann man sich nicht backen - und bevor aus einer Frau und einem Mann ein Elternpaar wird, müssen viele Fragen beantwortet sein. Die Deutschen sind kein Volk ohne Kinderwunsch. In Umfragen geben neun von zehn jungen Leuten an, dass sie sich Kinder wünschen. Und zwar am liebsten zwei. Bei den über 30-Jährigen sieht die Lage schon anders aus: Hier hat sich bereits jeder Fünfte gegen Kinder entschieden. Und schaut man bei den über 40-Jährigen, was aus dem einstigen Kinderwunsch geworden ist, so zeigt sich: Rund die Hälfte hat nur ein Kind oder gar keins bekommen. Was ist da los? Bei den einen gerät der Kinderwunsch unter die Räder eines anspruchsvollen Berufslebens. Wer Kinder will, muss Kompromisse eingehen. Das kann und will nicht jeder. Wer sich so entscheidet, hat Respekt verdient. Bei vielen anderen spielt das Leben selbst nicht mit: Der passende Partner fehlt, oder der Körper streikt. Und nicht zu vergessen diejenigen, die ahnen, dass das Leben mit Kindern keine Party ist und die deshalb das Kinderkriegen lange, und manchmal zu lange, hinaus schieben.In diesen Fällen ist ein Wandel politisch kaum steuerbar. Hier muss eine ganze Gesellschaft wieder lernen, verbindliche Bekenntnisse abzugeben. Zu einem Partner, zu einem Kind, zu einem erwachsenen Leben. Im ersten Fall dagegen kann die Politik dabei helfen, dass berufstätige Eltern weiter entlastet werden.Ganz ohne Kompromisse wird es trotzdem nicht gehen. Auch die begabteste Familienministerin kann kein Lebensmodell herbeizaubern, dass beidem permanent gerecht wird: der Welt der Kinder und der Berufswelt. Kompromisse machen - das fällt den leistungsgläubigen Deutschen offenbar besonders schwer.
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