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NRZ: Zum Tode von Berthold Beitz - ein Kommentar von LOTHAR PETZOLD

Essen (ots)

Berthold Beitz hat sich aber nicht nur um das Unternehmen Thyssen-Krupp verdient gemacht. Er war es auch, der in den Jahren des Kalten Krieges den Weg nach Osten, nach Polen, in die Sowjetunion suchte und dort nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg wieder erste Brücken der Verständigung baute - und gleichzeitig, zum Wohle aller, auch Geschäfte machte. Nicht nur zum Vorteil des Industriegiganten Krupp. Beitz war es, dem es gelang, Deutschland als vertrauenswürdigen Partner darzustellen. Mit Fug und Recht kann man ihn als einen der Väter der Aussöhnung, der Normalisierung, der Hinwendung zu einer neuen Ost-Politik bezeichnen. Wie oft kam es vor, dass Politiker aus aller Welt bei Beitz um Rat fragten, seine Vermittlung suchten. Selbst im hohen Alter war seine Meinung ebenso geschätzt wie gefürchtet. Vielleicht ist sein starres Einstehen für die Belange der "Krupps" der Grund dafür, dass Thyssen-Krupp heute noch ein selbstständig agierendes Unternehmen ist und nicht unter der Majorität von Investmentkonzernen steht. Beitz hatte immer dafür gesorgt, dass die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ausreichend Anteile am Aktienkapital hatte, um die Geschicke der Firma maßgeblich zu bestimmen.Der Tod von Beitz reißt gerade hier eine schmerzhafte Lücke. Wie wird die Stiftung in Zukunft geführt werden? Es ist fast unmöglich zu glauben, das jemand, wie immer er auch heißen mag, dieses "Kruppsche Engagement" leben kann. Vielleicht wäre es doch gut gewesen, wenn jetzt noch ein Mann wie Gerhard Cromme, der Jahrzehnte auf das Engste mit Beitz zusammengearbeitet hatte, aber vor kurzer Zeit gehen musste, noch für die Nachfolge zur Verfügung stünde. Die Beschäftigten von Thyssen-Krupp, die Menschen an der Ruhr, im ganzen Land haben einen großen Menschen, einen Freund verloren.

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