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NRZ: Erdogan gefährdet sein eigenes Land - ein Kommentar von JAN JESSEN
Essen (ots)
Die Nato-Partner vor den Kopf stoßen und gleichzeitig den inneren Frieden des eigenen Landes gefährden - das ist der irrlichternde Kurs, auf den Recep Tayyip Erdogan derzeit die Türkei manövriert. Er hat sich völlig verfahren in seinem Bestreben, sein Land als regionale Ordnungsmacht zu installieren; als eine Macht, die Diktatoren wie seinen einstigen syrischen Freund Assad stürzen kann. Erdogan sieht sich umgeben von Feinden und Verschwörern im In- und Ausland, keult gegen Israel, und setzt jetzt die kurdische Arbeiterpartei PKK gleich mit der Terrormiliz Islamischer Staat. Er verliert jedes Maß und ist ein zunehmend gefährlicher Mann. Seine Politik kann viele Menschen das Leben kosten. Zuallererst die Leben der Kurden in Kobane. Dass die Türkei ihnen nicht hilft, ist ein Verbrechen. Niemand will, dass Ankara Bodentruppen nach Syrien schickt, am allerwenigsten die Kurden selbst. Sie wollen lediglich, dass die Türkei einen Korridor öffnet, über den Waffen und Kämpfer nach Kobane kommen können. Nichts davon erlaubt Erdogan.Stattdessen lässt er die PKK bombardieren. Damit gefährdet er auch sein eigenes Volk. Er provoziert einen Krieg, den die kurdischen Milizionäre in die Städte weit außerhalb der Kurdengebiete tragen könnten. Dabei ist die PKK längst nicht mehr die kompromisslose Organisation der 1990er-Jahre. Autonomie in einem türkischen Staat statt Unabhängigkeit, Verhandlung statt Kampf; soweit war die kurdische Arbeiterpartei schon. Es gab realistische Chancen zur Verständigung. Die Friedensbemühungen der vergangenen Jahre zerstört Erdogan gerade; und noch dazu sein Ansehen in der Welt und in der Region, in der er doch so gerne ein großer Mann sein würde.
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