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NRZ: Merkels Autorität schwindet - ein Kommentar von JAN JESSEN
Essen (ots)
Manfred Weber, der Mann, den es an die Spitze der EU-Kommission drängt, soll in der CSU aufgefallen sein, weil er erst nachdachte, bevor er etwas sagte. So zitiert die Süddeutsche Zeitung den früheren CSU-Chef und Weber-Förderer Erwin Huber. Tatsächlich erweckt die CSU den Eindruck, ihr Führungspersonal bestünde mehrheitlich aus Menschen, die erst reden und dann denken. Horst Seehofer hat jetzt Verständnis für die Empörung sächsischer Demonstranten geäußert. Im Licht der Ereignisse von Chemnitz kann das nur so verstanden werden, dass er rechtsextremistische Umtriebe und widerspruchsloses Mitläufertum relativiert, was ein fatales Signal des Innenministers wäre. Nur ein Ausrutscher? Wenn es so einfach wäre. Seehofer spricht zugleich von der "Migration als Mutter aller Probleme" und zielt somit einmal mehr auf Angela Merkel. Die CDU-Chefin hat in der Abenddämmerung ihrer Kanzlerschaft nicht mehr die Bindungsfähigkeit und Autorität, die es braucht, um aufrührerische Männer auf Linie zu bringen. Seehofer geht es um Glaubwürdigkeit, um sein politisches Erbe, und darum, einen Wahlerfolg der AfD in Bayern zu verhindern. Loyalität endet da, wo mit ihr keine Wahlen mehr zu gewinnen sind. Das gilt auch für Merkels Parteifreund, Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, der der Kanzlerin in der Bewertung der Ereignisse von Chemnitz widerspricht. Auch ihn erwartet eine schwierige Landtagswahl. Die Opposition innerhalb der Union gegen Merkel wächst, das wird ihr das Regieren erschweren. Stark machen wird es aber zumindest auf kurze Sicht die AfD, nicht die Union.
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