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NRZ: Einheit gibt's erst, wenn unser Grundgesetz überall gelebt wird - von MANFRED LACHNIET
Essen (ots)
Als Helmut Kohl 1990 "blühende Landschaften" in den neuen Bundesländern versprach - da hätte er sich wohl nicht träumen lassen, dass viele Menschen trotz bester Wirtschaftslage so unzufrieden in ihrem Land sind. Die Begriffe "Einheit" oder "Einigkeit" hört man in diesen Tagen kaum noch. Liegt es nur an der Politik? Oder auch an uns selbst? Warum ist heute kaum jemand in Feierstimmung? Tatsächlich ist die Einheit nicht gelungen, wenn Bürger und viele Politiker unterschiedliche Sprachen sprechen. Wenn "Wessies" immer noch herablassend von "Problemen im Osten" reden; und umgekehrt einst erklärte Kommunisten plötzlich den radikalen Rechten hinterherlaufen. Es ist eine komplexe und gefährliche Mischung, die gerade so viel Verdruss und auch Gewalt hervorbringt. Während Willy Brandt noch gehofft hatte, dass "zusammenwächst, was zusammengehört", driftet unsere Gesellschaft auseinander. Wie kann das gestoppt werden? Zunächst einmal muss die GroKo endlich Einheit statt Streitlust beweisen, trotz Seehofer. Will unsere Bundesregierung wirklich bis 2021 im Amt bleiben, muss sie sich enorm zusammenreißen. Beim Diesel-Thema stellt die Industrie sich quer, immerhin gibt's nun eine Art Einwanderungsgesetz. Vor allem muss die Bundesregierung herausstellen, wie wertvoll unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ist: Niemand darf sie herabwürdigen, beschädigen oder missachten. Niemand aus den alten oder neuen Bundesländern, kein Radikaler und auch niemand, der geflüchtet oder eingewandert ist. Wer in Deutschland lebt, soll alle Chancen haben, aber auch Regeln befolgen. Das Grundgesetz ist der Maßstab. Natürlich kann man so etwas nicht einfach verordnen, man muss es auch vorleben: Die Städte und Gemeinden brauchen mehr Handlungsfreiheit vor allem bei den sozialen Themen, die Regierung muss das Komplizierte verständlich machen und noch mehr auf Bildung und Förderung setzen. Auch wir Bürger können unseren Anteil leisten, wenn wir uns engagieren, Benachteiligten helfen, Kinder und Jugendliche unterstützen, die Älteren achten, Höflichkeit statt Radau walten lassen oder den Mund aufmachen, wenn es Ungerechtigkeiten gibt oder wenn gehetzt wird. Einheit herrscht erst, wenn unsere Werte von Demokratie, Offenheit und Toleranz von möglichst allen im Land geteilt werden. Ohne diese Einigkeit kann keine Landschaft blühen. Im 29. Jahr nach der Wiedervereinigung haben wir da noch eine Menge zu tun.
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