Neues Deutschland: Hartz-IV-Empfänger: Hartnäckige Klischees
Berlin (ots)
Die Ergebnisse der von der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Auftrag gegebenen Untersuchung zu Vorurteilen gegen Hartz-IV-Betroffene sind nicht überraschend. Mehr als die Hälfte der Befragten hält Bezieher der Grundsicherung für Faulpelze, die »nichts Sinnvolles zu tun haben« und »bei der Arbeitsuche zu wählerisch« sind. Sie geben somit nur das wieder, was ihnen von Boulevardmedien und den drei stärksten im Bundestag vertretenen Parteien diktiert wird. Diese werden nicht müde zu verbreiten, dass viele Erwerbslose den Staat ausnutzen wollen. »Bild« nennt Hartz-IV-Empfänger, gegen die Sanktionen verhängt werden, schlicht »Drückeberger«. Guido Westerwelle sprach in seiner Zeit als FDP-Chef von »spätrömischer Dekadenz«. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer will sich »bis zur letzten Patrone gegen eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme« wehren. Und der frühere SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering meinte, dass »wer nicht arbeitet, auch nicht essen« soll. In der Studie werden zwar viele Vorurteile widerlegt, aber die BA scheute sich davor, die Präsentation der Ergebnisse mit einer Kritik an den besagten Politikern zu verbinden. Kein Wunder, denn gemeinsam mit ihnen hat auch die Bundesagentur in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, viele Erwerbslose an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Mit ihrer rigiden Sanktionspolitik nimmt sie die Verelendung der Betroffenen bedenkenlos in Kauf und stellt sie an den Pranger. Diese Praxis gibt Vorurteilen weiter Nahrung.
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