neues deutschland: Wirrwarr - Kommentar zum Zuzahlungssystem der gesetzlichen Krankenkassen
Berlin (ots)
Als vor Jahrzehnten die Zuzahlungen zu einzelnen Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durch die Patienten erfunden wurden, drohten die Gesundheitskosten immer mal wieder aus dem Ruder zu laufen. Man suchte einen Weg, den Selbstbedienungsladen im GKV-System für die Hersteller aller möglichen Arzneien und Hilfsmittel weit geöffnet zu halten, und da blieb nur der Patient, den man schröpfen konnte - mit einer Zuzahlung hier, einer neuen Gebühr da und einer Selbstbeteiligung dort. Das Wirrwarr überblickt man kaum noch.
Es wurde auch gleich ein respektabler Begriff dazu erfunden, die inzwischen viel zitierte Stärkung der Eigenverantwortung des Patienten. Der Euphemismus musste immer dann herhalten, wenn eine neue Abzocke als Erziehungsmaßnahme verkauft werden sollte. Denn dieser Patient schlendert ja, wie wir wissen, von einem Arzt zum anderen. Er wirft alles ein, was gut und teuer ist. Und was ihm gewissenlose Verkäufer aufschwatzen, wenn wir schon dabei sind. Bis jetzt ist es jedenfalls immer prima gelungen, ihm alle zusätzlichen Kosten überzuhelfen, und auch die Praxisgebühr wäre nie und nimmer abgeschafft worden, wenn sie nicht im Kuhhandel um das Betreuungsgeld gebraucht worden wäre.
Genau das ist der Grund, warum es schwer werden wird, alle Zuzahlungen abzuschaffen. Es geht im Gesundheitssystem nicht um Einsichten, die Stärkung des Solidarsystems oder gar um Vernunft. Es geht ums Geldverdienen und Kungeln. Und dafür ist Wirrwarr gerade recht.
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