neues deutschland: Zumba ist nicht alles - Kommentar zum VDay-Protest gegen Gewalt gegen Frauen
Berlin (ots)
Dass Tanzen zur Revolution dazu gehört, befand die Anarchistin Emma Goldman schon vor einem Jahrhundert. Über die Behauptung, dass eine Milliarde tanzender Frauen eine Revolution sind, lässt sich allerdings streiten.
Klar, bei »One Billion Rising« handelt sich um eine symbolische Aktion. Doch in Anbetracht des konkreten Anlasses - die massenhafte Gewalt gegen Frauen in aller Welt - könnte man ins Grübeln kommen, ob nicht ein bisschen zu viel getanzt und zu wenig Inhalt vermittelt wird. Trance Dance, Zumba und Herztöne-Singen sind, nun ja, ungewöhnliche Kampfformen. Zwar ist bei den angekündigten Aktionen alles Mögliche dabei - in Berlin etwa von der politischen Plakataktion »Täter-Abos kündigen« bis zur Tanzmeditation »in den Urgrund des Seins«, für die ein Unkostenbeitrag von zwölf Euro erhoben wird. Doch der Trend geht zum Tanz und zum Flashmob, der irritieren oder beeindrucken mag, aber für sich genommen kaum eine Aussage transportiert.
Wie bei so vielen Aktionen, die auf eine Massenbeteiligung zielen, muss wohl der Eindruck des allzu Politischen vermieden werden. Gewalt gegen Frauen lehnen auch Frauen und Männer ab, die die Strukturen dahinter nicht grundsätzlich verändern und bloß nicht in den Verdacht geraten wollen, feministisch zu sein. Und die Masse soll es machen.
Ein Plädoyer dafür, den 14. Februar künftig wieder der Floristenmafia zu überlassen, ist dies nicht. Sondern dafür, beim Tanzen die Revolution nicht zu vergessen.
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