neues deutschland: Frauentag: Kampf oder Blümchen?
Berlin (ots)
Alles Gute zum Frauentag! Nein. Was sollte ausgerechnet an diesem Tag besser sein für Frauen? Und warum sollte jemand zu seinem Geschlecht beglückwünscht werden? Damit Männer einmal im Jahr die Chance haben, so tun zu können, als ob sie sich für die Probleme von Frauen in der Gesellschaft interessieren, von denen sie - weil selbst nicht betroffen - keine Ahnung haben? Einen solchen Frauentag braucht kein Mensch. 365 solidarische Kampftage für die Gleichberechtigung, gegen Sexismus und Patriarchat - damit käme man dem näher, was nötig ist. Klingt anstrengend und ist es auch. Weil es für Männer hieße, sich nicht darauf zu beschränken, am 8. März Forderungen an übergeordnete Strukturen zu richten, mit den Kolleginnen ein Glas Sekt zu trinken und am nächsten Tag wieder von geschlechtsspezifischer Diskriminierung unbehelligt durchs Leben zu spazieren. Es heißt, sich zu hinterfragen: Rollenbilder, Verhalten, Privilegierung. Es heißt den Rücken grade und den Mund aufzumachen gegen Geschlechtsgenossen, dabei Solidarität nicht mit Stellvertreterdenken zu verwechseln, Gleichberechtigung nicht nur zu fordern, sondern zu leben - und oft an diesen Ansprüchen zu scheitern. Der Frauentag könnte tatsächlich ein guter Tag werden, für alle, die die Schnauze voll haben von den Machtverhältnissen. Mann könnte heute mal darüber nachdenken: Gemeinsam kämpfen oder wieder nur ein Blümchen überreichen? Und sich dann den Weg in den Blumenladen klemmen.
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