neues deutschland: Zwangsabgaben auf Bankkonten in Zypern: Keiner will's gewesen sein
Berlin (ots)
Die Empörung war sofort riesengroß. Als sich die Mitglieder der Eurogruppe zusammen mit Vertretern der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds darauf einigten, dass auch Zyperns Kleinsparer für die Rettung der Banken des Landes zahlen sollten, hatten sie die Wirkung ihres Entschlusses offenbar unterschätzt. Nachdem aus allen Richtungen Kritik kam, möchte jetzt keiner mehr verantwortlich für die Entscheidung sein. So ruderte die zypriotische Regierung nach Protesten der Bürger gleich zurück und will kleine Bankguthaben von der Zwangsabgabe verschonen. Auch der sonst so unnachgiebige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will es nicht gewesen sein. In mehreren Beiträgen schob er die Schuld der EZB, der EU-Kommission und der zyprischen Regierung zu. Bei all den gegenseitigen Schuldzuweisungen wird es wohl schwer werden, den Erfinder dieser unpopulären und unsozialen Idee ausfindig zu machen. Dafür lassen sich die Leidtragenden recht einfach finden. Es sind vor allem die Bürger Zyperns, die ein bisschen Geld auf die hohe Kante gelegt haben - vielleicht für die Rente oder für die Ausbildung ihrer Kinder. Sie fühlen sich zurecht wie Versuchkaninchen der Troika. Denn die heiß umstrittene Idee der Zwangsabgabe ist ein weiterer Versuch, die Kosten für die Rettung maroder Banken auf die Bevölkerung abzuwälzen.
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