neues deutschland: Glück-lose Aufklärung beim NSU-Prozess
Berlin (ots)
Gestern wurden jene Medien ausgelost, die direkt über den in der kommenden Woche beginnenden NSU-Prozess berichten dürfen. Was immer man zu dem neuen Verfahren sagen könnte - man sollte es lassen. Klar ist, dass die 50 auserwählten in- und ausländischen Kollegen eine besondere Verantwortung übernehmen müssen. Auch wenn manche Maßgebenden aus Politik und Behörden versuchen, in den Alltag zurückzufallen - die notwendige Aufklärungsarbeit zu den scheußlichen Verbrechen des rechtsextremistischen Netzwerkes ist höchstens im Ansatz geleistet. Allen voran die Angehörigen der Opfer haben ein Recht auf Wahrhaftigkeit. So wie die ganze Gesellschaft verlangen muss, dass die richtigen rechtsstaatlichen Schlussfolgerungen gezogen werden. Es gilt genau zu beobachten, damit niemand den Prozess als Alibi missbraucht. Denn so sehr sich Ermittler, Medien und Untersuchungsausschüsse auch mühen - noch immer sind zahlreiche, ernste Fragen zum Entstehen der rechtsextremistischen Terrorbande, zu deren Taten und zum Versagen der für Sicherheit Verantwortlichen unbeantwortet. Nicht minder wichtig ist das Wissen: Der NSU ist Geschichte, doch er hat Methastasen gebildet. Sie wuchern weiter - über nationale Grenzen hinweg. So sehr man hofft, dass die demokratische Öffentlichkeit aus dem Geschehen lernt, so sicher ist das bei Neonazis - mit umgekehrtem Vorzeichen. Schon deshalb darf Aufklärung nicht abhängig gemacht werden von Losen und Glück.
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