neues deutschland: Zu Syrien
Berlin (ots)
Die Wende vom Warner zum Willigen in der Kriegsfrage, die beim US-Präsidenten mehrere Wochen dauerte, vollzogen die deutschen Regierungsspitzen in 24 Stunden. Die auf dem G20-Gipfel in Russland der Kriegsphalanx noch nicht gegebene Unterschrift wurde einen Tag später - ein bisschen klammheimlich - nachgeliefert. Dazugehören soll Deutschland schon, aber ohne lautverstärkende Gipfelkulisse. Hollande und Obama haben deutliche Signale, dass ihre Bevölkerungen gegen einen neuen Krieg sind, auch eingedenk der gerade zehn Jahre alt gewordenen Lügen des Weißen Hauses zur Rechtfertigung des Irak-Krieges. Dennoch machen beide nicht den Eindruck, dass sie das sonderlich interessiert. Ihr Vorteil gegenüber Merkel und Westerwelle: Sie haben keinen Wahltag vor der Brust, bei dem ihnen der große Lümmel Volk sofort auf die Finger klopfen kann. Und so übt sich Berlin in sprachlichen Verrenkungen. »So schnell wie möglich« soll die UNO den Bericht ihrer aus Syrien zurückgekehrten Chemiewaffen-Experten präsentieren. Der deutsche Außenminister drängt die Inspekteure zur Eile, damit, man höre, die Ergebnisse ihrer Untersuchungen noch vor einem möglichen Militärschlag vorliegen. Und dann? Was sagen die Herausforderer von Schwarz und Gelb? Die Grüne Claudia Roth beklagt deren Zickzackkurs. Hätte sie das jetzige Resultat lieber auf direktem Wege gehabt? Manchmal bietet schon die halbe Wahrheit genug verräterische Sprache.
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