neues deutschland: Der besorgte Rassist
Berlin (ots)
In der Bundesrepublik bildet sich zurzeit eine ebenso breite wie widerliche Front gegen Asylbewerber: Vom Politiker, der über »Asylmissbrauch« schwadroniert (aber natürlich kein Rassist ist), über den NPD-Nazi (der Rassist ist und natürlich auch gegen den »Asylmissbrauch«) bis hinunter zum »einfachen besorgten Bürger« (der natürlich nichts gegen Ausländer hat, aber...) rückt man zur Volksgemeinschaft wider die Flüchtlinge zusammen. In den 1990er Jahren führte diese Dreifaltigkeit der Menschenverachtung zu Pogromen, Mord und Totschlag. Lichtenhagen, Mölln, Solingen... Zur Zeit scheint eine Wegscheide erreicht: Wiederholt sich die Geschichte, oder gelingt es, den Mob mit seinen Reden, Bürgerinitiativen und Fackeln zurückzuschlagen? Letzteres erscheint als Sisyphosaufgabe angesichts der Ablehnung, die Flüchtlingen an immer mehr Orten entgegenschlägt. Es kommt einem vor wie eine schlechte Version von »Hase und Igel«. Dort wo eine neue Asylunterkunft entstehen soll, ist der besorgte Rassist schon längst da und schreit »Nein zum Heim«. Doch anders als in den 90ern, gibt es bestehende Strukturen, die den Widerstand gegen NPD, »Lichtellauf« und die »das muss man ja mal sagen dürfen«-Rhetorik organisieren. Gibt es Menschen, die aus mehr als 20 Jahren rechter Gewalt gelernt haben und aufstehen, bevor es zu spät ist. Rassismus nimmt sich den Platz, den man ihm zugesteht - rollen wir ihm unendlich viele Steine in den Weg.
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