neues deutschland: zum Parteitag der AfD
Berlin (ots)
Wie sich Machtverhältnisse doch innerhalb kurzer Zeit verändern können: Noch vor zwei Jahren feierte die AfD-Basis ihre damals neue Vorsitzende Frauke Petry als starke Kraft, die taktisch gerissen ihren Vorgänger Bernd Lucke entmachtete. In Köln musste die Parteichefin nun erleben, was es heißt, wenn nicht sie die Strippenzieherin eines Intrigantenstadls ist. Diese Rolle hat nun Parteivize Alexander Gauland übernommen. Er ist die graue Eminenz der Rechtsaußenpartei, ihr Chefstratege und bildet nun mit Alice Weidel das Spitzenteam zur Bundestagswahl. Taktisch war die Entscheidung klug, bedienen beide doch unterschiedliche Wählergruppen. Weidel als Ökonomin soll die AfD als Anti-Euro-Partei in Erinnerung rufen, Gauland wird dagegen die nationalistische Erzählung von einem Europa der Völker fortsetzen. Festzuhalten bleibt: Die Machtverhältnisse in der AfD haben sich verschoben, programmatisch ändert sich nichts. Ideologische Ursachen hatten die Kämpfe in der Partei nie, es ging allein um Macht und Strategie. Falsch ist deshalb auch die Erzählung, Petrys gescheiterter »Zukunftsantrag« hätte die Partei zähmen sollen. Der Vorstoß war reines Machtkalkül, weil selbst Gauland sagt, irgendwann wolle die AfD auch regieren. Nur brauche es dafür keinen konkreten Jahresplan, weil die Partei ihren Erfolg vor allem aus der verkürzten Parole gegen »die da oben« zieht. Eine Strategie, mit der die »Neue Rechte« leider in ganz Europa Erfolge feiert.
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