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neues deutschland: Rapper Retrogott: Kollegah und Farid Bang kokettieren mit faschistoiden Ästhetik

Berlin (ots)

Der Rapper Retrogott kritisiert die Reaktion der Hip-Hop-Szene auf die Debatte über die Echo-Verleihung an seine Künstlerkollegen Kollegah und Farid Bang. "Es ist eine Anmaßung und ein Affront gegenüber den Betroffenen, jegliche Antisemitismus-Vorwürfe als 'Quatsch' abzutun, wie dies Herr Marquart getan hat", so Retrogott im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Donnerstagausgabe). Der Journalist des Onlinemediums Rap.de, Oliver Marquart, hatte die umstrittenen Textzeilen als "geschmacklos, aber nicht antisemitisch" bezeichnet. Weiter sagte der Kölner Musiker Retrogott: "Wir sprechen hier über einen sehr schamlosen Umgang mit dem Gedenken an den Holocaust, und zwar vor Mainstream-Publikum."

Die Rapper Kollegah und Farid Bang wurden vergangene Woche mit dem Echo ausgezeichnet. Mehrere Textzeilen ihres Albums »Jung, Brutal, Gutaussehend 3« werden allerdings als antisemitisch kritisiert. Für Retrogott reiht sich dieser Vorgang in eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein: "Die Forderung nach einem unbeschwerten Patriotismus hat sich über die letzten Jahre auch auf die Hip-Hop-Szene übertragen. Das durch die deutsche Geschichte ausgelöste Unbehagen und die Verdrängung des Holocaust erzeugen in vielen deutschen Köpfen eine diffuse Ablehnung des Judentums. Verschwörungstheoretisch angehauchte Kapitalismus- und Globalisierungs-Kritik stehen hier hoch im Kurs."

Für Retrogott sei es auch eine neue Strategie, das "Leid der Shoah der Lächerlichkeit preiszugeben", um so "langsam mit der Vergangenheit abzuschließen". Über Kollegah und Farid Bang sagte der Rapper: "Sie tänzeln um das Tabu, kokettieren mit einer faschistoiden Ästhetik, inszenieren Führertum. All dies entspricht einem sehr abgestumpften Geist, der aber weit verbreitet sehr entfesselt auftritt in seiner Bedürfnishaltung und in seinen Forderungen nach Konsum und bedingungsloser Selbstverwirklichung."

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