Neues Deutschland: zum Ost-West-Lohnniveau
Berlin (ots)
Keine zweite ökonomische Kennziffer hat so unmittelbaren Einfluss auf den Alltag wie das Lohnniveau. Wenn 17 Jahre nach dem Vollzug der deutschen Einheit die Ostlöhne im Durchschnitt noch immer ein gutes Fünftel unter denen im Westen Deutschlands liegen, zeigt das, wie weit die beiden Landesteile noch voneinander entfernt sind. Ein politisches Thema ist jene Unwucht indes schon lange nicht mehr. Man wundert sich bestenfalls über die anhaltende Westdrift junger Leistungsträger, gegen die Heimatschachteln und Ruf-Busse helfen sollen. Aber auch gut gemeinte Forderungen nach sofortigem Stopp der himmelschreienden Ungerechtigkeit mit ihren weitreichenden sozialökonomischen Konsequenzen greifen letztlich ins Leere, weil sie von den Ursachen abstrahieren. Auch auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst das Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage die ausgehandelten Preise. Solange der Osten mit der doppelten Arbeitslosenquote gehandikapt ist, wird sich beim Niveau der Löhne nichts spürbar ändern. Seit Hartz IV ist zudem gerade im Osten die Zahl der Arbeitssuchenden sprunghaft gestiegen, für die die Frage der Konditionen eines Jobs zweitrangig geworden ist. Ernstzunehmende Konzepte für die Durchsetzung des Prinzips »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« müssten beim Arbeitsplatzangebot ansetzen. Von einer Koalition, die zu einer Hälfte nicht willens und zur anderen nicht in der Lage ist, einen Mindestlohn durchzusetzen, sind die aber nicht zu erwarten.
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