Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V.
Sterben Berufsimker bald aus? – Bundestag lehnt Imkerförderung ab
Bundestag lehnt Imkerförderung ab
Sterben Berufsimker bald aus?
Kommt nach dem Bienensterben nun das Berufsimkersterben? Einen Antrag der Linken auf Bestäubungsprämie für Imker lehnten alle anderen Parteien – einschließlich der Grünen – einstimmig ab. Die Begründungen zeigen: Die Entscheider habe wenig Ahnung und sind oft fehlinformiert
Von Dipl.-Biol. Janine Fritsch
Klaus Ahrens ist erschrocken: „Was mich besonders nervt ist, dass die Politiker in den Ausschüssen offenbar einfach mal losmachen, ohne von Fachleuten die relevanten Fakten einzuholen. Meines Wissens gab es von uns Berufsimkern jedenfalls keine Expertise dazu.“
Es geht um einen Antrag der Fraktion die LINKEN, die Ende September im Bundestag zur Unterstützung der Imker eine Bestäubungsprämie von 60 € pro Jahr und Bienenvolk forderten. Dass die Mitglieder aller anderen Parteien im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gegen die generelle Bestäubungsprämie gestimmt haben, ist für Berufsimker Ahrens aus Niedersachsen gar nicht mal das Schlimmste. Vielmehr zeigen die Antworten der Fraktionen, dass sie die Probleme der deutschen Imkerei im Kern nicht verstanden haben und man die eigentlich Betroffenen auch gar nicht befragt hat. Tatsache ist: Die deutsche Berufsimkerei ist ernsthaft in Gefahr und damit auch eine wirtschaftliche Bestäubungsleistung in Milliardenhöhe. Denn nur drei Prozent aller Imker stellen die Hälfte aller Bienenvölker in Deutschland. Imker zählen zwar zur Landwirtschaft, erhalten aber nicht dieselben Förderungen wie Landwirte. Und: Vom Honigverkauf kann hier keiner mehr leben.
Die Deutsche Imkerei ist ernsthaft in Gefahr
Die deutsche Imkerei ist so unwirtschaftlich geworden, dass ein berufliches Auskommen kaum noch erwirtschaftet werden kann, schon gar nicht über den Honigpreis. Der wird derzeit durch billige Honigimporte gedrückt – angeheizt durch politisch gesteuerte Wettbewerbsverzerrung und schädliche Freihandelsabkommen.
Importhonig zollfrei: Mit Freihandel schaden wir uns selbst
Mit asiatischen und südamerikanischen Ländern sowie EU-Anrainerstaaten hat die EU Freihandelsabkommen geschlossen, die den zollfreien Import definierter Honigmengen zu uns möglich macht. 17 % Zoll fallen damit für ausländische Honigimporteure weg, und wir sprechen hier von mindestens 20.000 Tonnen Honig pro Jahr und Abkommen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im Jahr 2022 lediglich 34.000 Tonnen produziert – und das war sogar ein besonders gutes Erntejahr. Dass damit die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen und natürlich auch der deutschen Imker untergraben wird, ist klar – zumal die Erzeugerpreise bei uns immer weniger mit denen anderer Länder mithalten können. „In den letzten zwei Jahren haben sich die Kosten in der Imkerei um 30 bis 40 % erhöht, und dass bei einem gleichzeitigen Umsatzrückgang in 2023 zwischen 20 bis 40 %“, fasst es Imker Ahrens zusammen. „Die Verbraucher sind nicht willens oder nicht in der Lage die Mehrkosten für regionalen Honig zu bezahlen.“
Bernhard Heuvel, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) erklärt die Preissituation so: „Während in anderen Ländern der Welt der Honig zwischen 1,80 € und 2,50 € pro Kilogramm produziert wird, kommen wir in Deutschland nicht unter 7,00 € bis 7,90 €. Die hohen Kosten für Energie, Personal und Standort sind eine wesentliche Ursache.“ Und die Kosten steigen noch, denn die Inflation schlägt auch in der Imkerei extrem zu Buche. Die Preise für Glas und Weißblech für die Deckel haben sich zum Teil verfünffacht: „Zahlte man früher für das Glas mit Etikett 20 bis 35 Cent, liegt es jetzt bei 1,00 €. Das Winterfutter für die Bienen hat sich von 0,49 € pro Kilogramm Zucker auf 1,15 € verteuert. Für Sortenhonige müssen die Bienen in andere Regionen gefahren werden. Die Spritkosten haben sich dramatisch erhöht. Gleiches gilt für Heizung und Strom. Sogar die Versicherungen stiegen in den letzten Jahren unverhältnismäßig um 30 %“, zählt Bernhard Heuvel auf.
Keine GAP-Förderung für Imker ohne Land
Dass die Politiker ohne viel Detailkenntnis der Situation entschieden haben, zeigt eindrücklich die Begründung der SPD, die den Antrag mit Verweis auf die Fördermöglichkeit der Imkerei über die GAP und GAK ablehnte. Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) sind jedoch weiterhin an “förderfähige landwirtschaftliche Flächen“ gekoppelt. Imker haben in der Regel aber keine Flächen. Sie besitzen Bienenstöcke, die sie meist in Absprache mit Landwirten und je nach Blühsituation an verschiedenen Orten aufstellen. „Imker ohne Land bekommen nichts.“ bestätigt auch Imkermeister Ahrens. Er hat sich dies schon letztes Jahr direkt vom Büro des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir bestätigen lassen. „Und die Förderungen der GAK, zur Verbesserung der Agrarstruktur und Küstenschutz, sind so unübersichtlich und kompliziert, dass ich kaum jemanden kenne, der das beantragt hat.“
Interessant ist auch die Vorstellung der SPD die Fördertöpfe GAP und GAK hätten dazu geführt, dass die Anzahl der Bienenvölker in den letzten Jahren zugenommen hat – und das obwohl nach ihrer eigenen Darstellung 99 Prozent der Bienenhalter „Hobbyimker“ seien. Da stellt sich die Frage, welcher Hobbyimker förderfähige landwirtschaftliche Flächen besitzt … Auch die FDP verwies bei ihrer Ablehnung auf die Hobbyimker: Die Schwierigkeiten in der Imkerei wären „hochgebauscht“ und mit Blick auf die große Menge an ehrenamtlichen Bienenhaltern „nicht zutreffend“.
Ohne Berufsimker: Wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe
Tatsache ist jedoch, dass gut die Hälfte aller Bienenvölker von nur rund drei Prozent der Imker gestellt wird, und zwar genau die, die haupt- oder nebenberuflich Bienen halten. „Es wird ja immer betont, dass wir Erwerbsimker nur eine Minderheit von einem Prozent seien. Das stimmt aber so nicht: Der Berufs- und Erwerbsimkerbund vertritt die Interessen von ca. 4.500 Imkern – also alle, die über 25 Völker pflegen und Beitragszahler zur Berufsgenossenschaft sind, auch wenn wir selbst nur um die 1.000 Mitglieder haben.“ so Klaus Ahrens. „Sollte sich das nicht mehr lohnen oder finanzierbar sein, kann man sich schnell ausmalen, was das für die wirtschaftliche Bestäubungsleistung bedeutet“, warnt er. Die Universität Hohenheim hat diesen Wert mit 3,8 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland beziffert. Fallen die Berufsimker weg, wäre das also ein Schaden in Milliardenhöhe.
Bestäubungsprämie ja, aber nicht mit der Gießkanne
„Bei uns im Vorstand des DBIB sind wir uns einig, dass eine Bestäubungsprämie die generellen Probleme der Erwerbsimkerei nicht löst – schon gar nicht, wenn sie, wie in der Landwirtschaft üblich, Subventionen im Gießkannenprinzip verteilt.“ fasst es Imkermeister Ahrens zusammen. „Das würde eher den Anteil der Hobbyimker erhöhen und uns die Vermarktung zu auskömmlichen Preisen noch erschweren.“
Dass letztes Jahr im niedersächsischen Landtag die Grünen selbst noch eine Bestäubungsprämie für Imker gefordert haben, zeigt dass sich entweder die Faktionen in Bund und Land nicht einig sind, oder dass der eine nicht weiß, was der andere tut.
Aus Sicht der Berufsimker gibt es einige Maßnahmen die dringend erforderlich wären, ihre Situation zu verbessern. Die Bestäubungsprämie ist nur eine davon:
- Bestäubungsprämie ja, aber nur für Erwerbsimker ab 25 Völkern,
- die Abschaffung der Freihandelsabkommen für Honig und Wiedereinführung der Zölle,
- die Bekämpfung von Honigfälschungen,
- ein Anti-Dumpingpreisgesetz, wie es die USA schon erfolgreich umsetzen,
- die massive Reduktion von Bürokratie und Steuerlast für kleine und mittelständische Betriebe, wie die Imkereien.
All dies wären Maßnahmen die sofort helfen, aber keine in der Umsetzung aufwändige und teure Subventionspolitik erfordern.
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06.10.2023 / 7.700 Zeichen
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Autor: Janine Fritsch, janine.fritsch@berufsimker.de, 0172 8246210
Im Auftrag: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e. V. (DBIB), presse@berufsimker.de
Quellen:
- Deutscher Bundestag, Drucksache 20/848: https://dserver.bundestag.de/btd/20/084/2008487.pdf
- www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_18_10000/09001-09500/18-09051.pdf
- www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_245_611.html
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