Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V.
Berufsimkerbund räumt auf mit Fehlinformation: Wildbienen und Honigbienen sind keine Konkurrenz
Wildbienen und Honigbienen – Keine künstliche Konkurrenz
Argumentationshilfe vom Berufsimkerbund
Imker sind immer wieder davon betroffen, dass sie ihre Honigbienenvölker zum „Schutz“ der Wildbienen nicht aufstellen dürfen. Und immer häufiger werden sie von ihren angestammten Plätzen aus Naturschutzgebieten verwiesen. Die Handreichung des DBIB und Zahlen des Bundesinformationszentrum Landwirtschaft räumen mit vielen Falschinformationen auf
Heute weniger Honigbienen als früher
Die Diskussion einer „Konkurrenz“ zwischen Wild- und Honigbienen ist nicht neu. In regelmäßigen Abständen taucht die Behauptung auf, Honigbienen würden Wildbienen schaden, sie verdrängen und ihnen Nahrung streitig machen. Argumentiert wird u. a., dass es durch Imker immer mehr Honigbienen gäbe und deren Bewirtschaftung einen unnatürlichen Konkurrenzvorteil gegenüber Wildbienen erschaffe. Ein genauerer Blick zeigt, dass es anders ist.
Um das Jahr 1900 gab es auf der Fläche des heutigen Deutschlands etwa 2,6 Millionen Bienenvölker, heute sind es noch etwa 990.000. Obwohl es damals also fast dreimal mehr Honigbienenvölker gab, waren Wildbienen von ihnen offenbar nicht bedroht. Tatsache ist: Wir haben heute deutlich weniger Honigbienenvölker, gleichzeitig auch deutlich weniger Blütenvielfalt, immer mehr Versiegelung und immer mehr Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Auf Pestizide reagieren aber gerade Wildbienen besonders empfindlich.
Heute mehr Pestizideinsatz als früher
Im Gegensatz zur regelmäßig herbeigeredeten Verdrängungstheorie durch Imker und ihre Bienen, die durch keine Studie stichhaltig belegt ist, sind die Ursachen für den allgemeinen Rückgang von Insekten und Artenvielfalt dagegen gut dokumentiert: intensivierte Landwirtschaft, Pestizideinsatz und Flächenversiegelung werden als Faktoren von niemandem angezweifelt. Rückgang und Gefährdung von Wildbienen sind zuallererst vor diesem Hintergrund zu betrachten.
Sündenbock Honigbiene – Argument gegen Landwirtschaft
Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) warnt davor, Honigbienen zum Sündenbock zu machen! Sie sind wie alle anderen Insekten ein Teil der Natur, die ihre Nische in der Evolution besetzt hat. Wild- und Honigbienen haben sich in Koexistenz entwickelt als es den Menschen noch gar nicht gab. Nicht nur Imker wissen, dass ohne Honigbienen auch die Landwirtschaft bedroht wäre. Massentrachten wie Raps und Obst würden in Ertrag und Qualität stark schrumpfen. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft nennt Zahlen aus Studien, nach denen Erträge bei Raps und Erdbeeren durch Bestäubung von Bienen um 25 Prozent steigen, bei Äpfeln über 60 Prozent, bei Birnen über 80 Prozent und bei Sonnenblumen sogar bis zu 180 Prozent. Und: Die Bestäubung durch Honigbienen ist oft besonders effektiv: Ein Vergleich mit Hummeln und anderen Wildbienen an Heidelbeeren zeigt z. B. einen deutlich höheren Ertrag nach Honigbienenbesuch. Diese Informationen veröffentlicht das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Niedersachsen (Laves).
Journalisten sollten besser nachforschen
Vor allem Medien und Journalisten sollten also besser durchschauen, worum es wirklich geht, bevor sie Theorien, die sich im Kern gegen Biologie und Natur richten, zu viel Raum geben. Versiegelung, Pestizideinsatz, schwindende Biodiversität als Nahrungsgrundlage und schwindende Lebensräume schaden Wildbienen. Interessen von Industrie und Agrochemie stehen hier verursachend an erster Stelle.
Unser Ziel muss es sein, die Lebensbedingungen für alle Arten zu verbessern. Die Honigbiene ist hier heimisch und es gibt keine klaren wissenschaftlichen Aussagen, nach denen sie generell aus Schutzgebieten herausgehalten werden müssten. Honigbienen und Naturschutz sind kein Widerspruch. Diese und andere Argumente, Ratschläge und Hinweise auf wissenschaftliche Studienergebnisse enthält die https://berufsimker.de/handreichung-honigbienen-wildbienen/">Handreichung der AG Wildbienen des DBIB.
Ohne Bienen, keine Früchte
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat eine Informationsbroschüre zur Bedeutung der Honigbiene für die Landwirtschaft herausgegeben mit dem Titel „Ohne Bienen, keine Früchte.“ Sie informiert auf 44 Seiten über die Biologie und Verhalten der Honigbiene und ihre Bedeutung für Artenvielfalt und Landwirtschaft. Hier heißt es: „Honigbienen decken den Grundbedarf an Bestäubern ab. Eventuell vorhandene Lücken in der Bestäubung können mit der Förderung natürlicher Vorkommen von Wildbienen geschlossen werden. Dies geschieht mit einem möglichst vielfältigen Angebot an Pflanzen mit Pollen und Nektar.“
Download Infobroschüre: https://www.ble-medienservice.de/1567-2-ohne-bienen-keine-fruechte.html
Mehr Informationen:
- Hilfe für Imker vom DBIB: Wer als Imker von Platzverweisen bedroht ist oder Fragen zum Thema hat, kann sich an die AG Wildbienen des DBIB wenden. Kontakt: bienenbleiben@berufsimker.de
- Handreichung zur Honigbienen-Wildbienen-Konkurrenz: https://berufsimker.de/handreichung-honigbienen-wildbienen/
- Meta-Studie: wissenschaftlichen Daten und Untersuchungen, Robert Brodschneider und Kristina Gratzer, Institut für Biologie der Universität Graz: https://bienenzeitung.ch/konkurrenz-durch-die-imkerei/
- Bestäubung: Dr. Otto Böcking, InfoBlatt_58_Bestaeubung_Obsternte.pdf https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/bienenkunde/informationsmaterial/
- Kooperation Landwirtschaft und Imkerei: https://www.landwirtschaft.de/garten/selbst-anbauen/tiere-halten/biene-sucht-bluete-und-umgekehrt
4700 Z. / 17.07.2024/Der Artikel darf kostenfrei verwendet werden. Text und Bilder unterliegen dem Urheberschutz. Bitte geben Sie bei Verwendung folgende Quelle an: „Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund“. Herausgeber: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V. (DBIB), presse@berufsimker.de
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