Wechselhafte Winter stören Rhythmus der Natur
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Wechselhafte Winter stören Rhythmus der Natur
Die Haselnuss blüht bereits seit Januar, Wintergäste aus dem hohen Norden sind in diesem Jahr rar und die Kraniche beginnen mit der Balz. Der diesjährige Winter bestätigt: Die Winter in Brandenburg werden durchschnittlich wärmer und unbeständiger. Heute kann es warm sein, morgen stürzen die Temperaturen ab auf unter null Grad. Das bringt den natürlichen Rhythmus von Tieren und Pflanzen durcheinander.
Mindestens 400 Kraniche sind in diesem Winter von ihrem herbstlichen Rastplatz in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen gar nicht mehr weiter in den Süden geflogen. Ralf Donat, Leiter der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen, berichtet: „Schon Ende Januar haben sie begonnen, ihre Brutreviere zu besetzen. Mit ihren Duettrufen bereiten die Kranichpaare bereits die Paarung vor. Das ist auffällig früh, aber nichts Dramatisches. Bei Frosteinbruch ruht die Balz oder sie weichen in wärmere Gebiete aus.“
Auch Singvögel wie Meisen oder Erlenzeisige sind schon seit Januar aktiv und mit ihrem Gesang zu hören. Selbst die Amsel – eigentlich ein typischer Frühlingsbote – haben die Biologen der Heinz Sielmann Stiftung in den ersten Wochen des Jahres in den brandenburgischen Naturlandschaften vernommen. Ebenso sind die Schwarzspechte schon in Balzlaune: Ihr Klopfen schallt bereits seit längerem unter anderem durch den Görlsdorfer Wald und die Döberitzer Heide. Dafür fehlen in diesem Winter die Zugvögel aus dem Norden: Seidenschwänze, Raubwürger und auch die Singschwäne sind in diesem Winter nicht so zahlreich zu beobachten wie in den vergangenen Jahren.
Gefahren durch plötzlichen Frost
Doch der Einbruch einer längeren Frostperiode ist auch in einem bislang milden Winter in Brandenburg nicht ausgeschlossen. Vogelexperte Jörg Fürstenow von der Heinz Sielmann Stiftung warnt deshalb: „Für die Vögel, die jetzt schon aktiv sind, besteht die Gefahr, in plötzlich hereinbrechenden Frostphasen oder bei Schneefall nicht genug Nahrung zu finden.“
Dasselbe kann Kröten und Fröschen passieren, die zu früh aus der Winterruhe erwachen und sich aus ihren Verstecken im dichten Laub oder Erdhöhlen auf den Weg zu Laichgewässern machen. Setzt dann noch einmal im März eine heftige Frostperiode ein und Gewässer frieren zu, gefährdet das ihre Nachkommenschaft.
Fledermäusen kann der wechselhafte Winter ebenfalls zu schaffen machen. Erwachen sie zu früh und es sind noch keine oder nur wenige Insekten als Nahrung vorhanden, schwächt sie das oder lässt sie sogar verhungern. Setzt der Frost wieder ein, gehen sie wieder in die Winterruhe. Doch die Unterbrechung des Winterschlafs ohne ausreichende Nahrung raubt ihnen lebenswichtige Energie.
Schutz durch Schnee fehlt
Auch Schutz durch Schnee ist selten geworden. Das ist für manche Tiere und Pflanzen ein Nachteil: Mäuse und andere kleine Beutetiere können sich nicht vor Greifvögeln unter dem Schnee verstecken. Pflanzen werden nicht mehr durch Schnee vor Vogelfraß oder hartem Frost geschützt, der unerwartet einbricht. Späte Kahlfröste sind für jeden Gärtner, Obstbauern oder auch Forstwirte ein zunehmender Sorgenpunkt. Rotbuchen, die zu früh austreiben und dann Frost bekommen, müssen zur Regeneration erneut austreiben. Das kostet die Bäume viel Kraft. Auch die frühen Blüten der Haselnusssträucher werden durch hereinbrechenden Frost zerstört.
Ohne Frost und Schnee kommt die Natur aus dem Takt
Frost und Schnee sind Winterphänomene, die der Natur den Takt vorgeben. Fallen die Temperaturen unter Null, gehen viele Pflanzen und Tiere in die Winterruhe. Dort bleiben sie, bis die Temperaturen steigen. Warme frühlingshafte Temperaturen zeigen den Tieren und Pflanzen an, dass die Winterruhe endet und die Paarungszeit beginnt.
Milde Winter mit wenigen Frost- und Schneetagen, die zwischendurch einbrechen, halten Pflanzen und Tiere auf Trab. Die meisten Organismen in der Natur sind zwar in der Lage, sich den veränderten Wetterbedingungen anzupassen, aber das kostet sie viel Energie. So bedeuten wechselhafte Winter insgesamt eine Schwächung für viele Tiere und Pflanzen.
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Sielmann Naturlandschaften in Brandenburg
Die Heinz Sielmann Stiftung betreut in Brandenburg mehr als 12.000 Hektar Naturschutzflächen vor allem auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und in ehemaligen Tagebaulandschaften, die ein hohes Potential an ökologischen Schätzen bieten. An fünf Standorten in Brandenburg entwickelt die Stiftung großflächige Naturparadiese, wo Tausende von Tier- und Pflanzenarten ungestört leben und Naturbegeisterte jeden Alters die Faszination von Landschaft und Tierwelt erleben können – zu Fuß, zu Pferd, per Fahrrad oder auf dem Kremser.
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