Studie "Out im Office! Out vor Kunden*innen?"
Köln (ots)
In einer Studienreihe untersucht das Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung (IDA) in Kooperation mit der Hochschule Fresenius seit sechs Jahren die Arbeitssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Beschäftigten (LSBT*I*Q+). In der vierten Studie haben die Forschenden nun erstmals für Deutschland auch den Umgang der Befragten im Kunden*innen-Kontakt beleuchtet. Dazu wurden 1.012 Personen befragt. Das vorliegende Projekt wird vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
So vielfältig sich die Erfahrungen von LSBT*I*Q+ Personen am Arbeitsplatz gestalten, so vielschichtig sind auch ihre Bedürfnisse einer Chancengerechtigkeit für alle Beschäftigten. Wie erleben LSBT*I*Q+ Personen ihren Arbeitsalltag in Berufen mit Kunden*innen-Kontakt? Können sie offen mit ihren Kunden*innen kommunizieren? Diesen und weiteren Fragen sind Prof. Dr. Dominic Frohn, wissenschaftlicher Leiter des IDA und Dozent an der Hochschule Fresenius in Köln, und sein Team nachgegangen.
Für die Auswertung der Online-Befragung in der Zeit von Mai bis Juli 2020 wurden Daten von insgesamt 1.012 LSBT*I*Q+ Teilnehmenden berücksichtigt. Das durchschnittliche Lebensalter der Befragten liegt bei 46 Jahren. Mit 87,9 Prozent hat eine überragende Mehrheit der LSBT*I*Q+ Befragten mindestens die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife erreicht. Über zwei Drittel der Stichprobe machen Angestellte aus (72,7 Prozent). Weitere große Berufsgruppen bilden Selbstständige sowie Beamte*innen. Über die Hälfte der Stichprobe gibt an, keine Führungsposition zu bekleiden (56,3 Prozent), circa 40 Prozent sind als Führungskräfte tätig.
Ein "offener" Umgang am Arbeitsplatz geht mit einer höheren Arbeitszufriedenheit einher
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die LSBT*I*Q+ Befragten, die ihre sexuelle Identität, Geschlechtsidentität sowie Geschlechtlichkeit am Arbeitsplatz offen kommunizieren, durch ihre Kunden*innen eher akzeptiert fühlen. Im Vergleich dazu befürchten die LSBT*I*Q+ Teilnehmenden, die verschlossener mit dieser Dimension umgehen, das Gegenteil. Je offener sich die Befragten einstufen, desto höher bewerten sie auch ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
"Auffällig ist, dass es deutlich weniger Offenheit im Kunden*innen-Kontakt als gegenüber Kollegen*innen gibt", erklärt Frohn. "Dabei spielt ein positiver Umgang mit Vielfalt, den es mittlerweile in vielen Betrieben gibt, eine wichtige Rolle: So werden in Unternehmen Diversity-Kompetenzen zunehmend gefördert", so der Psychologe weiter. Fast die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sie aufgrund ihrer spezifischen Lebensgeschichte über besondere Kompetenzen wie Offenheit oder Kommunikationsfähigkeit im Kunden*innen-Kontakt verfügen und über ein Drittel haben den Eindruck, dass sich Kunden*innen ihnen besonders anvertrauen können.
"Der Landesregierung ist die gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt ein wichtiges Anliegen. In vielen Bereichen des täglichen Lebens sind LSBTIQ* Menschen immer noch Diskriminierungen ausgesetzt, auch in der Arbeitswelt. Mit der Förderung von 'Out im Office!' möchten wir alle, die im Kontext Berufs- und Arbeitswelt miteinander agieren, sensibilisieren und informieren. Ziel ist es, ein wertschätzendes und möglichst diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen", so der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp.
Über die Studienreihe
Seit 2015 untersucht das Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung (IDA) in Kooperation mit der Hochschule Fresenius in seiner Studienreihe "Out im Office?!" die Arbeitssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Beschäftigten (LSBT*I*Q+). In Kooperation mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) wurde zuerst in einem Forschungsprojekt die Arbeitssituation von LSBT* Personen, u.a. im Zeitverlauf, (Frohn et al., 2017) verglichen. Auf dieser Studie aufbauend wurde vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) eine Sonderauswertung für das Land NRW gefördert (Frohn et al., 2018). Den Empfehlungen der ersten Studie folgend, wurde - erneut gefördert durch die ADS - in einem dritten Projekt die Arbeitssituation von inter* Beschäftigten differenziell zu LSBT*Q+ Personen in Beziehung gesetzt (Frohn et al., 2020). Dominic Frohn selbst forscht bereits seit über 15 Jahren im Themenfeld (LSBT*I*Q+) Diversity. Alle Publikationen des IDA stehen unter https://www.diversity-institut.info/studien_ida.html zum Download bzw. teilweise zum Versand in Printform zur Verfügung.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum in New York gehört mit über 17.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das "Chemische Laboratorium Fresenius", das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr "breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen", "ihre Internationalität" sowie ihr "überzeugend gestalteter Praxisbezug" vom Wissenschaftsrat gewürdigt.
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