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Multikrise setzt industrielle Wertschöpfung unter Druck

München (ots)

  • Die große Mehrheit der Unternehmen rechnet mit dauerhaft sinkenden Margen.
  • Denn die Absicherung globaler Lieferketten wird zunehmend schwieriger und aufwendiger.
  • Mehr als 40 Prozent planen, höherwertige Bereiche der Produktion zu verlagern.

Die deutschen Industrie-Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft: Mehr als 80 Prozent der Firmen rechnen mit rückläufigen Gewinnen, wie die aktuelle Ausgabe des Supply Chain Pulse Check von Deloitte und Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) zeigt. Denn die bei Rohstoffen und Vorprodukten stark importabhängige Industrie kann ihre globalen Lieferketten immer weniger oder nur mit hohem Aufwand absichern.

Insbesondere mit Blick auf die langfristige Entwicklung hat sich die Stimmung der Supply Chain-Verantwortlichen verschlechtert. 34 Prozent der befragten Unternehmen rechnen in den kommenden zwei bis drei Jahren mit einer zunehmenden Belastung ihrer Lieferketten (2023: 23%). Kurz- und mittelfristig hat sich der Ausblick dagegen entspannt: Die Zahl der Befragten, die innerhalb der nächsten drei bis zwölf Monate eine Verbesserung erwarten, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (um fünf bzw. 13 Prozentpunkte).

"Die Unternehmen müssen mehr denn je alternative Szenarien für ihre Produktion und Rohstoffversorgung entwickeln", sagt Dr. Jürgen Sandau, Partner und Lieferketten-Experte bei Deloitte. "Neben China gilt es, Länder wie Indien, Vietnam oder Indonesien stärker in Betracht zu ziehen." Denn geopolitische Risiken wie ein eskalierender China-Taiwan-Konflikt und zunehmende Handelskonflikte bergen aus Sicht von 64 und 58 Prozent der Befragten das größte Risiko für ihre Lieferkettenstrategie.

Starker Trend zu weiteren Verlagerungen

Hinzu kommen die Herausforderungen am Standort Deutschland: Vor allem die regulatorischen Anforderungen hierzulande machen den Unternehmen zu schaffen. Für 75 Prozent der Befragten sind sie das größte Risiko für ihre Lieferkettenstrategie (2023: 59%). "Wir müssen sowohl im Land als auch in den Unternehmen entbürokratisieren", sagt Lieferketten-Experte Sandau.

Die Energiepolitik (72%; 2023: 67%) und der Fachkräftemangel (71%; 2023: 65%) in Deutschland sowie die Rohstoffpreise (68%; 2023: 73%) werden ähnlich kritisch gesehen. Die Sorge um Cyberangriffe ist nun ganz oben auf der Agenda der Lieferketten-Verantwortlichen angekommen. Bei der jüngsten Befragung im Herbst 2023 war das Thema lediglich für 31 Prozent der Unternehmen kritisch. Heute stellt es für 67 Prozent ein Risiko für die Lieferketten-Strategie dar.

Der Trend zu weiteren Verlagerungen ist entsprechend groß. Knapp jedes zweite Unternehmen (49%) hat Teile seiner Wertschöpfung bereits verlagert und beabsichtigt, dies weiterhin zu tun. 42 Prozent planen, künftig höherwertige Bereiche der Produktion zu verlagern. "Häufig sehen wir hierzulande nur noch Erhaltungsinvestitionen, aber keine Erweiterungsinvestitionen mehr. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, entsteht der Wohlstand der Zukunft nicht mehr in Deutschland", so Sandau.

In der Frage der Deindustrialisierung erwarten die Firmen wenig Unterstützung. Nur knapp ein Drittel (31%) von ihnen ist der Ansicht, dass die Politik die Gefahr der Deindustrialisierung erkannt hat oder gar die Wende ermöglichen wird. Ein Großteil der Unternehmen (86%) wünscht sich mehr Investitionen und Innovationen hierzulande, damit der Standort im globalen Wettbewerb mithalten kann.

Neue Technologien und nachhaltiges Wirtschaften als Hoffnungsträger

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der aktuelle Supply Chain Pulse Check zeigt ein Bemühen der Unternehmen um den Standort. 72 Prozent geben an, dass sie ihre Produktion digitalisieren, um in Deutschland weiterhin erfolgreich zu sein. Neue Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz, haben nach Ansicht von 63 Prozent das Potenzial, die Produktivität zu steigern und Mehrkosten hierzulande auszugleichen.

Zirkuläres Wirtschaften wird von 69 Prozent der Befragten als vielversprechendes Mittel gesehen, um ihre Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu mindern. Zwei Drittel (66%) geben an, dass damit die Kosten entlang der Lieferkette reduziert werden können. "In vielen Industrie-Unternehmen gibt es nach wie vor Einsparungspotenzial", sagt Oliver Bendig, Partner und Leiter des Industriegeschäfts bei Deloitte. "Hier lohnt sich eine umfassende Analyse oft mehr als eine vorschnelle Verlagerung."

Für die dritte Ausgabe des Supply Chain Pulse Check haben Deloitte und BDI zusammen mit dem Service-Verband ISLA mehr als 120 Lieferketten-Verantwortliche befragt. Sie sind überwiegend in Großunternehmen in den Branchen Maschinenbau/Industriegüter, Automobil, Chemie, Bauwesen sowie Transport und Logistik tätig. Die Befragung fand im April und Mai 2024 statt.

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL), ihr weltweites Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen (zusammen die "Deloitte-Organisation"). DTTL (auch "Deloitte Global" genannt) und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sowie ihre verbundenen Unternehmen sind rechtlich selbstständige und unabhängige Unternehmen, die sich gegenüber Dritten nicht gegenseitig verpflichten oder binden können. DTTL, jedes DTTL-Mitgliedsunternehmen und verbundene Unternehmen haften nur für ihre eigenen Handlungen und Unterlassungen und nicht für die der anderen. DTTL erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Kunden. Weitere Informationen finden Sie unter www.deloitte.com/de/UeberUns.

Pressekontakt:

Christian Gressner
Head of Media | Corporate Communications & Responsibility
Deloitte GmbH
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