Lockdown-Folgen für Kinder: „Unbewegtes Jahr“ schnell nachholen
Lockdown-Folgen für Kinder
„Unbewegtes Jahr“ schnell nachholen
Gewichtszunahme, eine schlechte Haltung sowie Konzentrations- und Konditionsprobleme – Monate ohne Sport und mit wenig Bewegung haben bei Kindern und Jugendlichen ihre Spuren hinterlassen. Besonders betroffen: sozial benachteiligte Schüler:innen. Hier setzt das Projekt von Prof. Dr. Ulf Gebken vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen (UDE) an. Gemeinsam mit seinem Team und Kooperationspartnern hat er bereits hunderte Jungen und Mädchen in Bewegung gebracht – und eine Petition gestartet.
Zentraler Bestandteil des Projekts ist das Spiel-Zeit-Mobil. Beladen mit Sport- und Spielgeräten, ist der weiße Kastenwagen mit buntem Logo täglich vormittags auf den Schulhöfen und nachmittags und am Wochenende auf Spielplätzen unterwegs. Zusammen mit den „Open Sundays“, an denen Grundschulen ihre Sporthallen auch sonntags öffnen, erreichen Gebken und sein Team derzeit wöchentlich rund 600 Kinder in Essen und Duisburg. Und das dort, wo die Zahl der sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen besonders hoch ist. Ihnen fällt es laut Gebken schwerer, regelmäßig an Bewegungsangeboten teilzunehmen – schon vor Corona. Das Ziel: bewegungsbezogene Antworten finden, diese mit Schulen und Vereinen ausprobieren und dann evaluieren. Besonders erfolgreich ist man damit, Mädchen aus Einwandererfamilien anzusprechen und sie mit Hilfe des Sports besser zu integrieren, so der Wissenschaftler.
Gebkens bisherige Erfahrungen zeigen zudem: Angebote für diese Zielgruppe müssen niederschwelliger sein als etwa Mitgliedschaften in Vereinen. Wichtig ist zudem die Vielfalt: Es muss nicht immer nur Fußball oder Kampfsport sein. Positive Nebeneffekte: die Sprachkenntnisse verbessern sich. „Es ist ein Unterschied, ob man im Unterricht theoretisch erklärt, was eine Präposition ist oder konkret zeigt: Ist man vor, neben oder hinter dem Ball“, so der Wissenschaftler. Zudem erhöhen Sport und Spiel das Selbstwertgefühl, „da jedes Kind in irgendetwas gut ist. Sei es Einrad fahren oder auf der Slackline balancieren.“
Deshalb fordert der Experte das „unbewegte Jahr“ schnell nachzuholen. Dafür brauche es Geld vonseiten der Politik: Für Übungsleiter:innen in und außerhalb der Schule, für Spiel- und Bewegungsangebote auf öffentlichen Plätzen und für Schwimmstunden. Hier setzt die Petition „Bewegung tut Not! – Jetzt und nachhaltig“ an, die Gebken vor sechs Wochen gemeinsam mit 19 weiteren Personen aus dem Schul-, Jugend- und Sportbereich in die Wege geleitet hat. „Die Probleme wurden durch die Corona-Pandemie endgültig sichtbar“, sagt Gebken. „Jetzt braucht es Taten statt Reden, um den Kindern zu helfen.“
Das Spiel-Zeit-Mobil ist seit rund fünf Jahren im Einsatz, wurde zuvor aber lediglich zweimal die Woche vor allem in den Unterkünften für Geflüchtete und zur Unterstützung des Open Sundays eingesetzt.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ulf Gebken, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften, Tel. 0201/18 3-7224, ulf.gebken@uni-due.de
Redaktion: Jennifer Meina, Tel. 0203/379-1205, jennifer.meina@uni-due.de
Ressort Presse/Redaktion Stabsstelle des Rektorats Universität Duisburg-Essen http://www.uni-due.de/de/presse