Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Zukunft von Ägypten
Regensburg (ots)
as ägyptische Volk hat eine Schlacht gewonnen, aber der Kampf ist noch lange nicht entschieden. Mit der Vertreibung Husni Mubaraks in sein Luxus-Exil haben die Demonstranten zwar das Ziel erreicht, das die Protestbewegung drei Wochen lang einte: den Pharao vom Thron zu stoßen. Doch der Weg zur Freiheit ist heute nicht weniger verschlungen als in den besten Tagen des Diktators. Nach der Machtergreifung der Armee lautet die entscheidende Frage, ob die Generäle bereit sind, die von Mubarak versprochenen Reformen auch umzusetzen. Das Bekenntnis zu internationalen Verträgen, der Hausarrest für führende Köpfe des alten Regimes und die Ankündigung von Neuwahlen sind zunächst nur Symbole. Nach dem Ende der Proteste könnte die Militärregierung versucht sein, den Status quo zu zementieren. Denn die neuen Herren von Kairo riskieren mit einem allzu rasanten Wandel ihre Privilegien und Pfründe, die ihnen Mubarak garantierte. Im Augenblick hat die Opposition nicht mehr gewonnen, als die Hoffnung auf bessere Zeiten. Deshalb muss sie jetzt jeden Schritt der Militärs beobachten und darauf bestehen, den Übergangsprozess maßgeblich mitzugestalten. Auf dem steinigen Pfad zu einer Demokratisierung wartet eine weitere Hürde: Die Bewältigung der jüngeren ägyptischen Geschichte mit all ihren furchtbaren Auswüchsen. Hier geht es nicht nur um die Frage, wo all die Milliarden sind, die der Mubarak-Clan dem Volk gestohlen hat. Auch für Folter-Exzesse, Willkürjustiz und systematische Korruption müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das werden die Militärs tunlichst vermeiden wollen, sind sie doch selbst tief in die Machenschaften verstrickt. Der Kampf der Ägypter um Freiheit hat jetzt erst begonnen.
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