Mittelbayerische Zeitung: Kommentar Wulff/Thyssen
Regensburg (ots)
Es ist immer so eine Sache, wenn sich Unternehmen Politiker einladen. Sonnt sich der eine zu sehr im Glanz des anderen, wird beiden zu große Nähe vorgeworfen. Gerät das Tête-à-Tête zum Fiasko, überlagern die Schuldzuweisungen die Ursachenforschung. Dabei gilt für wirtschaftspolitische wie für private Krisen: Meistens haben beide Seiten ihr Scherflein dazu beigetragen. Natürlich hätte der in der Konzernwelt erfahrene Christian Wulff zum Hörer greifen können und sich beim Thyssen-Chef Hiesinger nach der Faktenlage erkundigen können, bevor er ihm absagt. Und natürlich hätte Hiesinger sich mit seinen ohnehin noch sehr vage veröffentlichten Plänen noch ein paar Tage Zeit lassen können. Unterm Strich können beide Seiten mit dem Malheur leben. Wulff galt nie als Arbeiterführer, ebenso wenig der Sanierer Hiesinger. Die eigentlichen Gelackmeierten sind die Thyssen-Mitarbeiter: Sie büßen nun nicht nur für die Folgen einer verfehlten Ansiedlungspolitik, sondern auch für eine diplomatische Panne. Wobei auch für sie die zweite Fehlleistung sicher die unbedeutendere ist.
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