Mittelbayerische Zeitung: Zur Schuldenkrise: Europa schlingert
Regensburg (ots)
Fast schien es so, als hätte die EU die Schuldenkrise einigermaßen im Griff. Doch das derzeitige Euro-Kursdebakel beweist das Gegenteil. Schuld an den neuen Unsicherheiten ist die EU selbst. Ihr Krisenmanagement muss seit dem Theater um das heimliche Treffen einiger EU-Finanzminister vergangenen Freitag in Luxemburg in Frage gestellt werden. Dass so unverfroren über die Zusammenkunft gelogen wurde, kratzt an der Glaubwürdigkeit der Krisenmanager. Die Gerüchte um Griechenland kommen nicht zur Ruhe. Der vorläufige Höhepunkt wurde Ende vergangener Woche erreicht, als es plötzlich hieß, Athen werde freiwillig aus der Währungszone aussteigen und Berlin wolle die Griechen bei besagtem Geheimtreffen davon abhalten. Der Mix aus Halbwahrheiten, Lügen und Gerüchten hatte Konsequenzen: Um mehrere Cents rauschte der Euro nach unten. Auch in dieser Woche brodelte die Gerüchteküche weiter. Athen werde 60 Milliarden an neuen Hilfen bekommen, berichteten Medien. Das Dementi von offizieller Seite ließ nicht lange auf sich warten und der Eurokurs sackte wieder ein Stück weit ab. Mit ihrem Schlingerkurs in Sachen Kommunikation macht die EU alles noch viel schlimmer. Längst scheinen die Märkte den Ankündigungen der Verantwortlichen nicht mehr zu glauben. Auch Portugal wird das zu spüren bekommen. Zwar wähnte die Kommission Lissabon gestern auf einem guten Weg. Aber ob dies tatsächlich so ist, wird auch vom Krisenmanagement der Geldgeber abhängen.
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