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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel der Mittelbayerischen Zeitung (Regensburg) zum politischen Schlagabtausch auf dem Abensberger Gillamoos

Regensburg (ots)

Ude-Effekt: Die CSU setzt auf beredtes Schweigen

Kein Patentrezept gegen Seehofer-Herausforderer - die SPD träumt derweil schon von Ministerposten

Alle reden über den Münchner OB Christian Ude - nur die CSU schweigt, wo es nur irgend geht: Die Partei hat noch kein Patentrezept gefunden, wie sie den voraussichtlichen Herausforderer von Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Landtagswahl 2013 am effektivsten in Schranken weist. Cool bleiben und die Debatte entschleunigen ist deshalb die Devise, die auch beim Politischen Montag auf dem Gillamoos konsequent durchgezogen wurde. Kein einziges Wort über Ude, obwohl angesichts steigender Umfragewerte der Opposition Gefahr im Verzug ist. Die große politische Bühne überließ die CSU generös einem Nordlicht: dem niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten David McAllister - als gäbe es in Bayern keine Regierungsmehrheit zu verlieren. Bis zur nächsten Landtagswahl seien es ja noch 24 Monate, der Münchner OB noch nicht einmal offiziell nominiert, hieß es aus Parteikreisen. Ein Leichtsinn der sich im Herbst 2013 rächen kann, wenn es auf jeden Prozentpunkt ankommt. Andere Parteien haben sich längst klarer positioniert. Die Grünen haben trotz Differenzen in Sachen geplanter dritter Startbahn für den Münchner Flughafen ein Bündnis mit der SPD fest im Blick. Die Öko-Partei muss derzeit erleben, wie die schon als Juniorpartner gehandelte SPD durch den Ude-Effekt Boden gewinnt. Die Grünen wissen gut, welch großes Gewicht ein populärer Frontmann hat. Die Lücke, die der Krebstod des früheren Parteichefs Sepp Daxenberger gerissen hat, ist noch immer nicht geschlossen. Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat es sich indes in der Rolle des "Züngleins an der Waage" bequem gemacht. Nichtsdestotrotz ist offenkundig, wie gerne er die CSU auf die Oppositionsbank schicken würde. Die FDP diskutiert derzeit wiederum über das Pro und Contra einer eindeutigen Koalitionsaussage für die CSU: Parteichefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagt Nein, der niederbayerische FDP-Bezirksvorsitzenden Andreas Fischer mahnt zu Recht ein Umdenken an: Da die CSU faktisch einzig möglicher Koalitionspartner ist, wirkt jede Distanzierung unfreiwillig komisch. Udes plötzliche Kandidatur hat aber auch die Karten in der SPD neu gemischt - und zwar überraschend schnell und geräuschlos. Alles steuerte zuvor auf Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher als Spitzenkandidaten zu, doch er lässt Ude nun ohne Murren den Vortritt. Die Genossen lassen sich in dieser Frage nicht entzweien. Stattdessen spekulierte man auf dem Gillamoos schon fröhlich über mögliche SPD-Minister im nächsten Kabinett: Rinderspacher soll zum Zug kommen. Die frühere niederbayerische Bezirksvorsitzende Johanna Werner-Muggendorfer Sozialministerin werden. Die Kandidatur Udes kommt Rinderspacher nach anfänglicher Irritation sehr gelegen: Im Windschatten des bayernweit bekannten Rathauschefs steigt auch seine eigene Popularität. Der 42-Jährige der seit 2010 als "Roter Radler" fast 1800 Kilometer durch Bayern kurvte, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen, ist noch immer vielen Bürgern unbekannt. Auch die erfolgreichen Nadelstiche und Hiebe gegen die CSU im Landtag haben daran nichts geändert. Eine krasse Niederlage als Spitzenkandidat 2013 hätte Rinderspacher ins politische Aus befördert. Nun kann er an der Seite Udes mehr Profil gewinnen - und sein großes Ziel ein wenig später ins Visier nehmen.

von Christine Schröpf, MZ

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