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Mittelbayerische Zeitung: Neuer Zugang zur Politik Die Raab-Show ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber ein Weg, um Interesse bei jungen Menschen zu wecken. Von Maria Gruber

Regensburg (ots)

Stefan Raab als Polit-Talker - kann das wirklich funktionieren? Das haben sich viele gefragt, als der Entertainer bekanntgab, sich auf diese Schiene zu wagen. Eines hat funktioniert: Stefan Raab brachte zumindest bei der Premiere am Sonntag eine ganze Menge junger Menschen an die Bildschirme. So sahen eine halbe Million 14- bis 29-Jähriger die Show "Absolute Mehrheit" - eine Altersgruppe, die ansonsten nicht gerade dafür bekannt ist, mit Vorliebe Polit-Talks im Fernsehen zu verfolgen. Wenn sich auch über die inhaltliche Qualität der Sendung sicher streiten lässt - die Show per se als Unsinn abzutun, wird der Sache nicht gerecht. Welche Interessen Stefan Raab damit auch verfolgt - "Absolute Mehrheit" kann zumindest als ein Versuch gewertet werden, junge Menschen, die bisher mit Politik nicht viel zu tun hatten oder keinen Zugang dazu finden, an die Politik heranzuführen. Und das kann nicht oft genug versucht werden. Immer weniger gehen zur Wahl und vor allem bei den 15- bis 25- Jährigen genießen Politiker und politische Institutionen nur geringes Vertrauen. Doch der Grund für die Politikverdrossenheit der Jugend ist nicht etwa, dass von vornherein kein Interesse bestünde, sondern vielmehr die Tatsache, dass junge Menschen damit, wie gegenwärtig Politik gemacht und vermittelt wird, nicht viel anfangen können. Wer kennt das nicht: Ein Politiker beginnt zu reden und schon vor Vollendung des ersten Satzes überkommt einen das untrügliche Gefühl, diese Worte in dieser Reihenfolge zu diesem Thema schon einmal gehört zu haben. Die Schablonenhaftigkeit, dieses uniformierte Denken in Parteimustern, aber auch das Unvermögen vieler Politiker, Sachverhalte erklären zu können, bringt viele dazu, sich enttäuscht abzuwenden. Beispiele dafür lassen sich nicht nur beim Thema Eurokrise zuhauf finden. Selbstredend, dass dies auch der zunehmenden Komplexität der Themen geschuldet ist. Umso mehr aber sollten Politiker bemüht sein, den Bürgern verständlich zu machen, dass auch sie von politischen Entscheidungen betroffen sein können. Stattdessen aber herrscht in der Bevölkerung das Gefühl vor, keinen Einfluss darauf zu haben, was die Regierung tut. 94 Prozent der Befragten stimmten dem in einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung zu. Die Art der Kompromissfindung, die den Eindruck vermittelt, es ginge vielmehr darum, permanent eine tief gespaltene Regierungskoalition auf Biegen und Brechen zusammenzuhalten als nach der besten Lösung zu suchen, trägt seinen Teil dazu bei. Und dafür hat etwa die schwarz-gelbe Regierungskoalition erst kürzlich einige eindrucksvolle Beispiele geliefert: Von einem "Kuhhandel" war beim Tauschgeschäft "Abschaffung der Praxisgebühr gegen Zustimmung zum Betreuungsgeld" nicht zu Unrecht die Rede. Die Menschen fühlen sich von Politik - leider - immer mehr abgestoßen. Mit bekannten Folgen: Etablierte Parteien oder etwa Gewerkschaften haben enorme Nachwuchsprobleme, immer weniger sehen einen Sinn darin zu wählen. Kurzum: Die traditionelle und institutionalisierte Art der Beteiligung kommt aus der Mode. Stattdessen entstehen Parteien wie die Piraten, deren Reiz vor allem darin besteht, anders zu sein: unangepasst, vermeintlich authentisch, neu eben. Neu sind auch die Formen der Partizipation - wie die sogenannte "Liquid Democracy" (Flüssige Demokratie) -, die sie ins Spiel bringen. Ob das nun funktioniert oder nicht: Der frische Wind aus einer völlig neuen Richtung hat auch die "Etablierten" aufgeweckt und sie dazu gebracht, sich auf neue Wege zu begeben. Ob das auch einer wie Raab schafft, sei dahingestellt. Ein Fehler aber wäre, es gar nicht erst zu versuchen.

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