Mittelbayerische Zeitung: Die EU sollte nicht zu weit gehen Kommentar zur Tabakrichtlinie
Regensburg (ots)
Raucher müssen sich auf andere Zeiten einstellen. Brüssel will den Griff zum Glimmstängel einschränken und schreckt dabei nicht vor der Gesetzeskeule zurück. Dem Text hat es gutgetan, dass er mehrere Jahre aufs Neue abgeklopft worden ist. Denn das, was nun letztlich herauskam, kann als annehmbar bezeichnet werden. Weitergehende Vorschriften, wie die logofreie Einheitspackung sind aus den Vorschlägen getilgt worden. Europa muss ein vernünftiges Maß beim Gesundheitsschutz finden. Brüssel reguliert die Sicherheit von Spielzeug, die Verträglichkeit von Kosmetik sowie die Unbedenklichkeit von chemischen Stoffen in Textilien. Eigentlich genug, könnte man meinen. Muss Europa auch noch für Tabakprodukte neue Regeln vorschreiben? Ja. Denn seit Verabschiedung der letzten Vorschriften 2001 hat sich viel getan auf dem Tabakmarkt. Längst buhlen die Hersteller mit ihren Menthol- oder Vanillezigaretten um die jüngsten Konsumenten. Dabei ist die Gefahr dieser geschmacklich veränderten Glimmstängel groß: Sie erleichtern den Einstieg in die Sucht und tragen wie im Fall von Menthol dazu bei, dass noch mehr giftige Substanzen aufgenommen werden. Es ist also richtig, mit der Strategie bei den Jugendlichen anzusetzen und ihnen das Rauchen zu verleiden. Dazu wird auch der Aufdruck von Schockbildern seinen Beitrag leisten. Studien haben deren Wirksamkeit unlängst bestätigt. Die Vorschläge sind eine gute Ausgangsbasis für die Gespräche im Parlament und den Mitgliedsstaaten. Weitere Verschärfungen, wie sie von so manchem Volksvertreter gefordert werden, bieten jedoch nur eine Scheinsicherheit. Die EU muss bei Eingriffen in die persönliche Freiheit behutsam vorgehen.
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