Mittelbayerische Zeitung: Schmerz lässt sich nicht aufwiegen Kommentar zu Frühgeburten
Regensburg (ots)
Die Waage urteilt über das Menschsein: Jahrzehnte hinweg war diese gesetzliche Regelung ein Schlag ins Gesicht von Eltern, die ihr Kind verloren, bevor es 500 Gramm wog. Man gab ihnen keinen Raum zum Abschied nehmen und keinen Ort zu trauern. Noch vor 15, 20 Jahren blieb ihnen nicht einmal ein Foto oder Fußabdruck zur Erinnerung. Sie weinten um ein Leben, das es offiziell nicht gab. Die Änderung des Personenstandsgesetzes war lange überfällig. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren intensiv über die Frage diskutiert wurde, wann menschliches Leben beginnt. Obwohl die gängige Meinung herrscht, dass dies der Zeitpunkt ist, wenn Eizelle und Samen verschmelzen, können still geborene Kinder unter 500 Gramm aber immer noch mit den Klinikabfällen entsorgt werden, sofern die Eltern keine Bestattung fordern. Das ist absurd! In der Oberpfalz ist dies zum Glück nicht der Fall. Hier hat der Hospizverein Regensburg Pionierarbeit geleistet. Bereits 2002 wurde ein Grabfeld für Frühgeborene auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof geschaffen. Städte wie Amberg, Weiden oder Cham folgten der Idee. Es ist ein wichtiges Zeichen. Denn ab wie viel Gramm man um ein Kind öffentlich trauern darf, kann niemand anderes entscheiden als die Eltern.
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